The Climate Case: Saúl vs. RWE
Der Andenstadt Huaraz (Peru) droht eine Flutkatastrophe. Ursache ist die klimawandelbedingte Gletscherschmelze. Wir unterstützen die Menschen dort, ihr Recht auf Schutz von den Verursachern einzufordern.
Hinweis: Diese Seite ist veraltet und wird nicht mehr regelmäßig aktualisiert. Schauen Sie doch mal auf unserer neuen Website zum Fall RWE vorbei. Dort finden sie alle relevanten Hintergrundinformationen, rechtliche Begründungen und Möglichkeiten, Saúl und den Fall zu unterstützen.
Kurzdokumentation - The climate case: Saúl gegen RWE (10 Min.)
Kurz-Dokumentation:
Schauen Sie auch gerne unsere Kurz-Dokumentation über Hintergründe, Entstehungsgeschichte und aktuellen Stand des Falls:
Meilensteine im "Fall RWE"
Meilensteine
2022: Nach langer Verzögerung fand im Mai der gerichtliche Ortstermin in der Andenstadt Huaraz statt. Richter:innen des Oberlandesgerichts (OLG) Hamm, Rechtsbeistände und Sachverständige sind nach Peru gereist, um zu überprüfen, ob das Haus des Klägers tatsächlich von einer möglichen Flutwelle des oberhalb der Stadt liegenden Gletschersees Palcacocha bedroht ist.
2020: Der Ortstermin zur Beweisaufnahme in Huaraz verzögert sich durch die Corona-Krise und die damit verbundenen Reisebeschränkungen leider weiter.
2019: Das Oberlandesgericht Hamm stellt ein Ersuchen an den Staat Peru, die streitgegenständlichen Örtlichkeiten in Huaraz in Augenschein nehmen zu dürfen, das voraussichtlich eine Bearbeitungszeit von circa einem Jahr in Anspruch nehmen wird. +++ Die weitere Verzögerung im Gerichtsverfahren ist angesichts der Gefahrenlage vor Ort besorgniserregend: Am 5. Februar ging eine Eislawine in den Gletschersee ab und löste 4,5 Meter hohe Wellen aus.
2018: Das Oberlandesgericht Hamm weist zwei Gegendarstellungen der RWE-Anwälte gegen den Beweisbeschluss klar zurück und stellt erneut fest: Klimaschäden können eine Unternehmenshaftung begründen. +++ Zwei Sachverständige werden bestellt und beginnen mit der Arbeit am Gutachten zur 1. Beweisfrage: Besteht eine ernsthaft drohende Beeinträchtigung des Hausgrundstücks des Klägers? Sollte diese positiv beantwortet werden folgt die 2. Beweisfrage, inwieweit der Klimawandel und die von den Kraftwerken der Beklagten freigesetzten CO2-Emissionen zu dieser Beeinträchtigung beigetragen. +++ Saúl Luciano Lliuya wird mit dem Kasseler Bürgerpreis geehrt.
2017: Saúl Luciano Lliuya legt beim Oberlandesgericht Hamm Berufung gegen das abschlägige Urteil des Landgerichts Essen ein. +++ Während der mündlichen Verhandlung gibt das Gericht klar zu erkennen, dass große Emittenten wie RWE grundsätzlich verpflichtet sind, Betroffene von Klimaschäden in armen Ländern zu unterstützen. +++ Es folgt die Entscheidung zum Eintritt in die Beweisaufnahme - ein Stück Rechtsgeschichte wird geschrieben!
2016: RWE bestreitet die eigene Verantwortung für Klimaschäden in den Anden und leugnet das Flutrisiko. +++ Die Zivilklage weckt großes nationales und internationales Interesse, wird vom Landgericht Essen allerdings zunächst abgewiesen.
2015: Saúl Luciano Lliuya reicht "Klimaklage gegen RWE" ein, welche vom Landgericht Essen als „Rechtssache von grundsätzlicher Bedeutung“ eingestuft wird.
Aktuelles
Der Fall RWE
Wegen der auch in Peru grassierenden Corona-Pandemie kann derzeit die Beweisaufnahme vor Ort in dem Verfahren des Peruaners Saúl Luciano Lliuya gegen RWE vor dem Oberlandesgericht Hamm noch nicht wie beabsichtigt stattfinden. Dennoch kommt nun zusätzlich Bewegung in das Verfahren – und zwar von Seiten der Wissenschaft: Ein renommiertes Forscherteam hat erstmals auf Basis von Klimamodellen nachgewiesen, dass ein vom Gletschersee oberhalb von Huaraz in den Anden ausgehendes Flutrisiko fast ausschließlich auf den menschengemachten Klimawandel zurückzuführen ist.
Heute vor fünf Jahren, wenige Tage vor Beginn der historischen UN-Klimakonferenz von Paris, hat der peruanische Bergführer und Kleinbauer Saúl Luciano Lliuya seine zivilrechtliche Klage gegen RWE beim Landgericht in Essen eingereicht. Was damals seinen Anfang nahm, ist heute einer der weltweit meistbeachteten Präzedenzfälle für die Frage geworden, ob einzelne Großemittenten für den Schutz vor Klimarisiken aufkommen müssen, die Anderen durch ihr Tun entstanden sind.
In einem aktuellen Videobeitrag stellt der britische Fernsehsender Channel 4 News die Frage "Klimakrise: Wer sollte zur Kasse gebeten werden?" Der Journalist Simon Roach erklärt anschaulich, warum es sich dabei um eine Frage von Fairness und Gerechtigkeit handelt. Er bringt gut verständlich die verschiedenen Dimensionen zusammen, die jeweils Teile der Antwort bilden: Von der industriellen Revolution, über den Beitrag einzelner Staaten zum Klimawandel und Klimadiplomatie bis hin zu Klimafolgen und Klimafinanzierung.
Weitere Infos und Materialien zum "Fall Huaraz"
Weitere Infos und Materialien von Germanwatch zum Thema
- Germanwatch und das Verursacherprinzip im Klimaschutz (Hintergrundpapier)
- Gletschersee-Ausbrüche in Nepal und der Schweiz (Fallbeispiel)
- "Juristische Beschleunigung für Klima-Schnecken?" (Weitblick-Artikel)
- Der „Urgenda Fall“ - rechtlicher Druck auf Emittenten steigt (Blog-Beitrag von Sönke Kreft, Katharina Fischer und Will Frank)
- Expert elicitation on climate change related litigation risks: issues and implications (Studie)
- "Loss and Damage" rückt in den Fokus (Weitblick-Artikel)
Empfohlene externe Links und Publikationen
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THE GLACIAL LAKE HANDBOOK - Reducing Risk from Dangerous Glacial Lakes in the Cordillera Blanca, Peru (PDF)
"Technical Report" zu den "Glacial Lake Outburst Flood"-Risiken im Gebiet um Huaraz, von USAID (United States Agency for International Development) -
Living under flood risk in Huaraz City: Hazards lie below glaciers
Animationen und Bildmaterial zur konkreten Bedrohungssituation auf wissenschaftlicher Grundlage von "The University of Texas at Austin" - Unterrichtsmaterial zum Fall Huaraz
Sie sind Lehrkraft an einer Schule und unterrichten ab der 10. Klasse zum Thema Umwelt- oder Klimapolitik? Sie wollen gemeinsam mit Ihren Schülerinnen und Schülern darüber diskutieren, inwieweit ein Unternehmen für die ökologischen Folgeschäden seiner Energiegewinnung haften sollte? Der Schroedel-Verlage hat Saúl Luciano Lliuyas Kampf für Klimagerechtigkeit und alle wichtigen politischen und strategischen Fragen in Verbindung mit dieser Klage in einem Arbeitsblatt für den Unterricht aufgearbeitet.
Der juristische Hintergrund
Ansprechpartner:innen
Echter Name
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Ansprechpartner:innen für Medien
Echter Name
Spenden für Klimagerechtigkeit
Unterstützen Sie unsere Arbeit für Saúl, die Menschen in Huaraz und für mehr globale Klimagerechtigkeit mit Spenden an die Stiftung Zukunftsfähigkeit.
Tagesschau stellt Saúl Luciano Lliuya vor
Saúl Luciano Lliuya ist Teilnehmer der UN-Klimakonferenz. Der Peruaner hat den großen Energieversorgungskonzern #RWE verklagt. #COP23 pic.twitter.com/GBKNfXMCwl
— tagesschau (@tagesschau) 6. November 2017
Kläger Saúl Luciano LLiuya
"Ich bin froh, aktiv geworden zu sein und nicht einfach zu warten was passiert. Es ist überwältigend für mich, wie viel Interesse und Unterstützung ich in meinem Land und weltweit erfahren habe. Das gibt mir Mut und Kraft weiter zu machen. Der Klimawandel betrifft alle Länder der Welt, wir müssen uns deswegen für die Gerechtigkeit einsetzen."
- Saúl Luciano Lliuya, 21.03.2015
Die Bedrohungslage: Simulation eines großen Gletscherabbruchs, Ursache für eine Flutwelle
Quelle: large avalanche2 from Denny Rivas on Vimeo.
Weitere Animationen und Bildmaterial zur konkreten Bedrohungssituation auf wissenschaftlicher Grundlage von "The University of Texas at Austin": Living under flood risk in Huaraz City: Hazards lie below glaciers