Welternährung, Landnutzung und Handel

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Unsere Vision ist ein global gerechtes und ökologisch verträgliches Agrar-, Ernährungs- und Handelssystem. Wir setzen uns für eine umwelt- und klimagerechte Landwirtschaft, Tierhaltung und Landnutzung sowie für faire Einkommen und lebenswerte ländliche Räume ein.

Im Folgenden stellen wir unsere drei Hauptthemenbereiche vor:

Themenbeschreibung 1 WLH

1. Deutsche und EU-Agrarpolitik nachhaltig gestalten

Fressende Kühe

Die EU-Agrarpolitik hat globale und lokale Auswirkungen auf Umwelt, Klima und Biodiversität. Sie muss ihrer internationalen Verantwortung gerecht werden, indem sie eine nachhaltige Landwirtschaft fördert und das Recht auf Nahrung auch in den Ländern des Südens nicht behindert. Gleichzeitig muss die Lebensmittelerzeugung an den Klimawandel angepasst und Landwirtschaft zu einem positiven Faktor für den Klimaschutz werden.

Um diese Ziele zu erreichen, setzen wir uns auf EU-Ebene für eine Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sowie die konsequente Umsetzung des „Fit for 55“ -Klimaschutzpaketes ein. Letzteres umfasst Maßnahmen zur Erreichung der EU Klimaneutralität bis 2050. Neben der Anpassung der EU-Verordnung über Landnutzung, soll auch der gesamte Landnutzungssektor bis 2035 klimaneutral werden.

Themenbeschreibung 2 WLH

 

2. Tierhaltung reformieren

Nahaufnahme eines Huhns

Die industrielle Tierhaltung wirkt sich negativ auf Klima- und Biodiversitätsziele aus und gefährdet die Wirksamkeit wichtiger Antibiotika. Deswegen wirken wir an Strategien für den Ausstieg aus der industriellen Tierhaltung mit. Dabei geht es um Tiergesundheit, regionale Wertschöpfungsketten sowie faire Erzeuger:innenpreise.

Schwerpunkt: Antibiotika in der Tierhaltung

Übermäßiger, falscher oder auch missbräuchlicher Einsatz von Antibiotika in der Human- und Tiermedizin führen zur Ausbildung von Resistenzen. Immer mehr Antibiotika drohen aktuell wirkungslos zu werden. Als lebensrettende Medikamente werden sie jedoch zwingend gebraucht - insbesondere wenn sie für Erkrankungen als letzte oder einzig verfügbare Mittel dienen.

In der industriellen Tierhaltung führen intensive Haltungsbedingungen zu einem hohen und regelmäßigen Einsatz von Antibiotika und befördern nachweislich die Ausbildung von Resistenzen. Wir setzen uns deshalb für eine deutliche Senkung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung ein. Dies ließe sich durch erhebliche Verbesserungen in der Tierzucht und -haltung erzielen. Zudem sollten die von der WHO als antimikrobielle Mittel höchster Priorität (HP CIA) eingestuften Antibiotika vom Einsatz in der industriellen Tierhaltung ausgeschlossen werden. Um diese Ziele zu erreichen arbeiten wir an einer wirkungsvollen Umsetzung der EU-Verordnung 2019/6 über Tierarzneimittel sowie an der ambitionierten Ausgestaltung nationaler Antibiotikaresistenz-Strategien.

Themenbeschreibung 3 WLH

 

3. Handelspolitik nachhaltig gestalten

Containerschiff

Der globale Handel wirkt sich auf Klima, Biodiversität und Menschenrechte aus. Daher ist es unser Ziel, die EU-Handelspolitik am Pariser Klimaabkommen und den UN-Nachhaltigkeitszielen (SDGs) auszurichten. Wir setzen uns dafür ein, den Agrarhandel stärker an sozialen- und ökologischen Standards zu orientieren und so eine nachhaltige Handelsordnung zu schaffen.

Schwerpunkt: Entwaldungsfreie Agrarlieferketten

Wälder sind für den Klimaschutz und die biologische Vielfalt entscheidend. Sie sind wichtige Kohlenstoffsenken, beherbergen rund 80 Prozent der an Land lebenden Tierarten und bilden die Lebensgrundlage für rund 1, 6 Milliarden Menschen. Dennoch werden weltweit jedes Jahr rund 10 Millionen Hektar Wald gerodet, überwiegend um neue Landwirtschaftsflächen zu erschließen. Die Europäische Union ist einer der größten Handelsakteure und Importeur von Waren, die mit Entwaldung und der Zerstörung von Ökosystemen in Zusammenhang stehen. Sie trägt daher eine große Verantwortung dafür, ihre Lieferketten entwaldungsfreier zu gestalten.

Wir arbeiten an einem konstruktiven, überregionalen Austausch zwischen Akteuren aus der Mercosur-Region (Argentinien, Brasilien, Paraguy und Uruguay), aus der besonders viele mit Entwaldung verbundene Agrarprodukte exportiert werden, und den größten Importeuren dieser Produkte, China und der EU. Damit sollen wirksame Ansätze und Rahmenbedingungen für entwaldungsfreie Lieferketten vorangebracht werden.

Allgemeine Infos WLH Ziele und Was können Sie tun?


 

Um diese Ziele zu erreichen, fokussieren wir bei Germanwatch folgende Aktivitäten:

  • Wir bereiten Informationen vermittelnd in Form von Artikeln, Vorträgen, (Presse-)Meldungen und Hintergrundpapieren auf.
  • Wir sensibilisieren die Öffentlichkeit für Themen wie Agrarpolitik, Landwirtschaft, Tierhaltung sowie globale Ernährungs- und Handelssysteme.
  • Wir beobachten politische Prozesse innerhalb unserer Handlungsfelder, identifizieren und bearbeiten wichtige Hebelpunkte und nehmen Einfluss um das Agrar-, Ernährungs- und Handelssystem global gerecht und ökologisch verträglich zu gestalten.
  • Wir vernetzen uns auf nationaler-, europäischer und transnationaler Ebene und fördern dabei den interdisziplinären Austausch sowie die Zusammenarbeit von Organisationen.

Was können Sie tun?

Bleiben Sie informiert und melden Sie sich zu unserem Newsletter an. Neben vielen weiteren Germanwatch-Themen halten wir Sie darüber auch immer wieder zu unserer Arbeit zur Agrarpolitik, Tierhaltung und Handel auf dem Laufenden.

Sprechen Sie mit anderen über das Thema „Nachhaltige Landwirtschaft“ und helfen Sie dabei mit die Agrar- und Ernährungswende ganz konkret voranzutreiben.
Ein Tool-Kit dafür finden Sie hier.

Unterstützen Sie uns bei unserer täglichen Arbeit mit einer Spende. Schon kleine, regelmäßige Beträge helfen uns dabei, die Thematik immer wieder auf die politische Agenda zu setzen.

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf, falls Sie Interesse an Beratungen, Vorträge oder Workshops zu dieser Thematik haben.

Gemeinsam können wir einen Wandel in der Agrarpolitik bewirken und positive Veränderungen für das Klima, die Biodiversität, Gesundheit und Menschenrechte anstoßen.
 

Aktuelle Veröffentlichungen zu Welternährung, Landnutzung und Handel

Pressemitteilung
Germanwatch-Recherche: 80 Prozent der Milchkühe erhalten regelmäßig Antibiotika, jede zehnte Behandlung erfolgt mit für den Menschen besonders wichtigen Reserveantibiotika, die benötigt werden, wenn andere Antibiotika nicht mehr wirken.
Rund 80 Prozent der Milchkühe in Deutschland erhalten Antibiotika vor der Geburt des jeweils nächsten Kalbes, jede zehnte Behandlung erfolgt mit sogenannten Reserveantibiotika. Diese Größenordnung - sie ergibt sich aus Zahlen des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) - ist nach Einschätzung von Germanwatch besorgniserregend. Reserveantibiotika kommen in der medizinischen Behandlung von Menschen besonders dann zum Einsatz, wenn andere Antibiotika - wegen bereits entwickelter Resistenzen - nicht mehr wirken. Ein steigender Einsatz von Reserveantibiotika im Kuhstall erhöht die Gefahr, dass sich bei Kühen gegen diese "letzten Mittel" resistente Keime entwickeln, die dann auch auf Menschen übertragen werden können. Bereits heute sterben in Deutschland mehr als 15.000 Menschen pro Jahr, weil Antibiotika bei ihnen nicht mehr wirken.
Pressemitteilung
WTO: Germanwatch begrüßt sofortiges Ende für (fast alle) Exportsubventionen / Entwicklungsländer verhindern Ausweitung der Agenda
Trotz zähen und teilweise chaotischen Verhandlungen ist es den Handelsministern der 164 WTO-Mitgliedsländer gelungen, eine neue Krise der Organisation zu verhindern. 30 Stunden nach dem ursprünglich vorgesehenen Ende der Konferenz einigten sich die Mitglieder darauf, Exportsubventionen für landwirtschaftliche Güter mit sofortiger Wirkung zu verbieten. Allerdings dürfen die Schweiz, Norwegen und Kanada bis zum Jahr 2020 noch den Export von Milchprodukten und die EU die Ausfuhr von bis zu 95.000 Tonnen Schweinefleisch subventionieren.
Pressemitteilung
Beschlussvorlage für Verbot der Subventionierung von Agrarexporten vorgelegt
Die seit 14 Jahren anhaltenden und von Krisen und Stillstand geprägten Verhandlungen zur Doha-Runde der WTO werden auch bei der aktuellen Ministerkonferenz nicht zu einem Durchbruch kommen. Doch ein positives Ergebnis scheint nun greifbar: das endgültige Ende der direkten Exportsubventionen für landwirtschaftliche Güter, das Entwicklungsländer und zivilgesellschaftliche Organisationen schon seit 30 Jahren fordern.
Blogpost
Blog-Beitrag von Tobias Reichert aus Nairobi, Dezember 2015
Vom 14.-18. Dezember treffen sich die Mitglieder der Welthandelsorganisation WTO in der kenianischen Hauptstadt Nairobi zur zehnten Ministerkonferenz, die auch den zwanzigsten Geburtstag der 1995 gegründeten Organisation markiert. Zum Feiern wird den anreisenden Ministern allerdings kaum zumute sein. Das wichtigste Projekt der WTO, die Doha Runde (auch Doha Development Agenda) schleppt sich nun seit vierzehn Jahren dahin und vor der 10. Konferenz ist der Streit unter den Mitgliedsstaaten darüber wie, und vor allem ob die Verhandlungen fortgesetzt werden sollen so heftig wie selten zuvor.

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