Schwerpunkt: Klimagipfel COP23 Fidschi / Bonn
Schwerpunkt: Klimagipfel COP23 Fidschi / Bonn
Editorial
Liebe Leserin, Lieber Leser,
vor einem Jahr sendete der Wahlsieg Donald Trumps zu Beginn des UN-Klimagipfels und wenige Tage nach Inkrafttreten des Pariser Klimaabkommens Schockwellen durch das Konferenzzentrum von Marrakesch. Persönliche Niedergeschlagenheit, Angst um die erreichten klimapolitischen Fortschritte und Tränen bei engen NGO-FreundInnen wie auch hochrangigen VerhandlerInnen prägten die Stimmung. Ein Jahr später können wir sagen, dass sich die Hoffnung, die Klimakrise noch in den Griff zu bekommen, auch daraus speist, dass die weltweite (wie auch inneramerikanische) Gegenmoblisierung von Dauer ist. Die klimapolitische Isolierung der US-Regierung, sichtbar geworden auch bei der G7 und G20, ist heute noch offensichtlicher. Allerdings zählt für das Klima und die von seinem rapiden Wandel betroffenen Menschen, was unter dem Strich herauskommt: Wie schnell sinken die Emissionen, wie schnell wächst die Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimafolgen? Das Germanwatch-Team und seine vielfältigen Partner werden sich auch beim diesjährigen Klimagipfel dafür einsetzen, dass der globale Klimaschutz-Zug trotz beharrlicher Widerstände weiter an Fahrt gewinnen kann. Wenn den Worten auf internationaler Bühne endlich auch Taten im eigenen Land folgen, würde sicher auch für „Jamaika-Deutschland“ noch ein Platz in der ersten Klasse frei sein.
Sven Harmeling
Mitglied im Vorstand von Germanwatch
Impressum
Herausgeber: Germanwatch e.V.
Redaktion: Daniela Baum, Dörte Bernhardt (V.i.S.d.P.), Gerold Kier, Klaus Milke
Stand: Oktober 2017
Gefördert von Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst sowie durch ENGAGEMENT GLOBAL mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei Germanwatch.
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Klima schützen – Kohle stoppen!
Die letzten Monate haben gezeigt, was es bedeutet, wenn tropische Wirbelstürme an Heftigkeit zunehmen und – ebenso wie ein stärkerer Monsun in Südasien – mehr Regenrekorde mit sich bringen. Gleichzeitig war es in der Arktis letztes Jahr mehr als fünf Grad Celsius zu warm. Im globalen Durchschnitt waren 2014, 2015 und 2016 die wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Diese heute spürbaren Auswirkungen des Klimawandels sind nur ein Vorgeschmack auf die zu erwartenden Konsequenzen, wenn die Klimakrise sich weiter zuspitzt. Deshalb ist jetzt die Zeit zu handeln. Darum geht es beim UNKlimagipfel vom 6. bis 17. November in Bonn und bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin. Die Welt schaut beim Klimaschutz dieses Jahr auf Deutschland – so scharf, wie schon lange nicht mehr.
Kohle: Die Hälfte muss sofort vom Netz
„Wir werden Wege finden, wie wir bis 2020 unser 40-Prozent-Ziel einhalten. Das verspreche ich Ihnen“. Das sagte Angela Merkel am 14.09.2017 auf eine Zuschauerfrage im ZDF. Daran muss sich die Bundeskanzlerin messen lassen. Nach derzeitiger Prognose wird das Ziel von 40 Prozent CO2- Reduktion bis 2020 um acht bis zehn Prozent krachend verfehlt – wenn jetzt nicht energisch umgesteuert wird. Dafür muss bis 2020 die Hälfte der Kohlekraftwerke vom Netz...
Was steht bei der COP 23 auf der Tagesordnung?
Umsetzungsregeln für das Paris-Abkommen: Die VerhandlerInnen müssen den Textentwurf für die Regeln der konkreten Umsetzung des Paris-Abkommens erstellen. Das sogenannte Regelbuch soll im nächsten Jahr beim Klimagipfel in Polen beschlossen werden...
Wie weiter mit dem Anpassungsfonds?
Auf dem UN-Klimagipfel in Marrakesch 2001 wurde die Gründung eines Klima- Anpassungsfonds beschlossen, der 2007 seine Arbeit aufnahm. Dieses Jahr feiert der Anpassungsfonds also sein zehnjähriges Bestehen. Beim Klimagipfel in Bonn wird aber nicht nur gefeiert, es müssen auch Weichen für die Zukunft des Fonds gestellt werden.
Klimabedingte Schäden und Verluste – eine Perspektive aus Fidschi
Klimabedingte Schäden und Verluste bezeichnen die Auswirkungen des Klimawandels, die die ökologische oder menschliche Anpassungsfähigkeit überschreiten. Sie umfassen Auswirkungen von Wetterextremen wie Überschwemmungen, Dürren oder Stürmen, oder solche, die durch langsam fortschreitende Klimaveränderungen entstehen wie Meeresspiegelanstieg, Meeresversauerung, Trinkwasser- und Bodenversalzung oder Wüstenbildung. Während wirtschaftliche Auswirkungen wie Infrastrukturschäden leicht zu beziffern sind, ist dies ungleich schwerer bei nicht-wirtschaftlichen Auswirkungen wie dem Verlust von Menschenleben, Biodiversität, Heimat oder Kulturgut.
Startschuss für die erste Nachbesserungsrunde der Klimaziele
Die bislang eingereichten Klimaziele der Staaten reichen in ihrer Summe nicht aus, um die globale Erwärmung auf deutlich unter 2°C, geschweige denn 1,5°C zu begrenzen und einen gefährlichen Klimawandel zu vermeiden. Die globale Ambition muss dringend erhöht werden, gerade auch um die besonders Verletzlichen zu schützen. Deswegen wurde in Paris vereinbart, einen Mechanismus vorzusehen, mit dem die Ziele regelmäßig alle fünf Jahre überprüft und verschärft werden sollen. Zwei wichtige Elemente dieses Ambitionsmechanismus stehen bei der COP23 auf der Agenda.
Mit der globalen Erwärmung wächst die Wahrscheinlichkeit von Extremereignissen
Dieses Jahr war von vielen und heftigen Wetterkatastrophen geprägt – mit ganz besonders heftigen Wirbelstürmen. War die Hurrikansaison wirklich so besonders? --- Die Tropenstürme Harvey, Irma und Ophelia waren nicht normal. Harvey hat in den Vereinigten Staaten noch nie dagewesene Regenmengen verursacht. Noch nie hat ein Tropensturm irgendwo auf der Welt so lange eine Windgeschwindigkeit von 300 Stundenkilometern gehalten wie Irma: 37 Stunden...
Saúl Luciano Lliuyas Kampf für Klimagerechtigkeit
Beim Klimagipfel in Bonn wird auch über den Umgang mit klimabedingten Verlusten und Schäden diskutiert. Denn für die Präsidentschaft aus dem kleinen Inselstaat Fidschi steht dieses Thema ganz oben auf der Agenda. Doch die Verhandlungen zu internationalen Antworten auf die wachsende Zahl an Schäden und Verlusten gehen nur langsam voran. Vielen vom Klimawandel betroffenen Menschen drohen aber schon jetzt immense Gefahren, welche ein sofortiges Handeln erfordern.
Ein Schritt zurück, drei nach vorne?
Der angekündigte Rückzug der Regierung Trump aus dem Paris-Abkommen erhöht die Verantwortung anderer Akteure für den Erfolg des Abkommens. Aber die Zeichen stehen nicht ganz schlecht, denn die globale Energiewende kommt in Gang: Seit 2015 ist der Kohleverbrauch weltweit gesunken, im Jahr 2016 um etwa sechs Prozent. Bereits in 30 Ländern sind Sonne und Wind kostengünstiger als fossile Energieträger – ohne jede Subvention. In den letzten drei Jahren sind erstmals die weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen nicht mehr gestiegen, obwohl die Weltwirtschaft gewachsen ist.
Abschied von einer faszinierenden Kämpferin
Ihr klarer Kompass für Zukunftsfähigkeit, ihr unbestechlicher und doch pragmatischer Blick für mutige Strategien und ihre herzliche und zupackende Kameradschaft begeisterten. Kristina Steenbock war in den Jahren 2005 bis 2010 zweite Vorsitzende von Germanwatch. Für uns noch nicht fassbar ist sie Mitte Oktober nach langer, sich zuletzt zuspitzender Krankheit gestorben. Wir trauern um eine Freundin und Kollegin.
Demonstration gegen Kohle & weitere Aktionen zur Weltklimakonferenz COP23
Beim Klimagipfel COP 23 kämpfen wir gemeinsam mit tausenden Menschen aus aller Welt für Klimagerechtigkeit und mehr Ambition im Klimaschutz. Mit unserem bunten und friedlichen Protest drängen wir die neu gewählte Bundesregierung, den Pariser Klimavertrag konsequent umzusetzen und die deutschen Klimaziele einzuhalten – daher: Kohlekraftwerke endlich abschalten!
Warum ich Germanwatch wichtig finde - Krishneil Narayan
Die COP 23 in Bonn ist unsere COP. Es ist das erste Mal, dass ein pazifischer Inselstaat den Vorsitz des Klimagipfels hat. Es ist unsere Gelegenheit, um als Zivilgesellschaft aus dem Pazifik die Aufmerksamkeit der Welt auf die Auswirkungen zu lenken, die der Klimawandel bereits auf unsere Inseln hat, und auf unsere Forderungen: Eine Obergrenze von 1,5 °C Erwärmung, ein schneller weltweiter Ausstieg aus Kohle und anderen fossilen Energieträgern und ausreichende Finanzierung für die Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verlusten. Germanwatch unterstützt uns dabei, dass unsere Stimme in Bonn – 16.000 Kilometer von Fidschi entfernt – gehört wird. (Okt. 2017)