Blogpost | 29.06.2015

Der Fall Huaraz: Saúl Luciano Lliuya bereitet Klage vor

Blog-Beitrag von Noah Walker-Crawford, Juni 2015
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Saúl Luciano Lliuya aus den peruanischen Anden bereitet derzeit eine Zivilklage gegen RWE vor. Er fordert vom größten CO2-Emittenten Europas Unterstützung ein, um das Flutrisiko zu verringern, das sich durch den Klimawandel drastisch erhöht hat. Gleichzeitig geht aber das tägliche Leben für ihn als Bauern und Bergführer weiter.

Ende Mai habe ich ihn und seine Familie in der Andenstadt Huaraz besucht. In den peruanischen Anden ist derzeit Trockensaison. In den letzten Monaten war Saúl viel auf den Feldern beschäftigt.

„Wegen des Klimawandels können wir uns nicht mehr wie vorher auf die Regenzeit verlassen, um unsere Felder zu bewässern“, sagt er. Auch gebe es mehr extreme Wetterereignisse wie Hagel und Frost. Trotz dieser neuen Schwierigkeiten gehe die Arbeit aber weiter, jetzt habe er Kartoffeln zum Eigenverbrauch in der Familie und zum Verkauf auf dem Markt geerntet.

Im Juni hat die Touristensaison in der Cordillera Blanca begonnen – die sonnige Trockenzeit bietet perfekte Bedingungen zum Bergsteigen. Als Bergführer begleitet Saúl Touristen aus aller Welt auf hohe Andengipfel – sogar auf den Huascarán, der mit 6.654 Metern der höchste Berg in Peru ist. In Touren von bis zu zwei Wochen zeigt Saúl den Besuchern auch die Auswirkungen des Klimawandels. Dazu zählen neue und größere Bergseen, schmelzende Gletscher sowie Schneeschichten, die man heute nicht mehr sicher zu Fuß überqueren kann.

Saúl liebt die Berge, in denen er sein ganzes Leben verbracht hat. Täglich kann er sehen und spüren, wie der Klimawandel seine Umwelt verändert – wie Schäden verursacht werden und das Leben gefährlicher wird. So hat er sich entschlossen, mit seinem Anspruch, den er gegen RWE erhebt, die Initiative zu ergreifen. „Die Verursacher des Klimawandels sollten endlich zur Verantwortung gezogen werden.“


Noah Walker-Crawford, Anthropologe und Peru-Experte, war im vergangenen Jahr Praktikant von Germanwatch und ist derzeit freier Mitarbeiter der NGO. Er plant seine Dissertation voraussichtlich über den "Fall Huaraz" zu schreiben.


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