Blogpost | 05.03.2024

Lena Steltzner, was haben digitale Plattformen mit Nachhaltigkeit zu tun?

Lena Steltzer Podiumsdiskussion

Lena Steltzner auf einem Panel des Wuppertal Instituts und des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung
im November. Bild: CO:DINA

Die Klimakrise, soziale Ungleichheiten und die Krise der Demokratie sind drei große Herausforderungen unserer Zeit. Digitale Plattformen, über die wir online miteinander interagieren, können bei der Bewältigung dieser Probleme helfen oder diese noch verschärfen.
Germanwatch-Referentin Lena Steltzner setzt sich mit dem Bündnis Bits & Bäume für eine nachhaltige und demokratische Gestaltung der Plattformökonomie ein.

Online-Plattformen haben das Potenzial zu vernetzen, Prozesse effizienter zu gestalten und ressourcensparende Praktiken zu fördern. Mit ein paar Klicks vernetzen wir uns auf Social Media mit Gleichgesinnten zu Themen, die uns am Herzen liegen und planen gemeinsame Aktionen. Car-Sharing-Apps ermöglichen uns, auch ohne eigenes Auto flexibel mobil zu sein und die Anzeige von Leihfahrrädern als letzte Meile auf Online-Kartendiensten macht den ÖPNV
attraktiver.

Brandbeschleuniger von Krisen

Trotzdem bergen digitale Plattformen ernste Risiken: Onlinehändler können z.B. beeinflussen wie viel und was wir konsumieren, indem sie uns auf ihren digitalen Marktplätzenestimmte Produkte bevorzugt anzeigen. Die populärsten Plattformen setzen dabei nur allzu häufig auf billig produzierte Neuware, statt auf nachhaltige oder gebrauchte Produkte. Die Suche nach Reparaturmöglichkeiten als Alternative zum Neukauf erfordert meist viel Zeit. So prägen digitale Marktplätze auch, was und wie viel produziert wird – nicht gerade förderlich für eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft.
Beim Blick vom Onlinehandel hinüber zu sozialen Netzwerken fällt besonders auf, wie digitale Plattformen auch unsere politischen und gesellschaftlichen Diskurse beeinflussen. So können die dort angewendeten Algorithmen zu einer Polarisierung von Debatten beitragen und damit konstruktive Problemlösungen erschweren. Die Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz war dafür letztes Jahr ein eindrückliches Beispiel. 

Ermöglicher der Transformation

Damit digitale Plattformen aktuelle Krisen nicht befeuern, sondern als Motoren für gesellschaftlichen Wandel wirken, ist es wichtig, die Chancen und Risiken mit Nachhaltigkeits- und Demokratiethemen zusammenzudenken – das ist aber auch ziemlich komplex. Die Verantwortung dafür sollte deswegen nicht auf einzelne Bürger:innen abgewälzt oder allein den Plattformanbietern überlassen werden. 
Mit Germanwatch setze ich mich deshalb für politische Lösungen und neue gesellschaftliche Bündnisse ein, die das Zusammenspiel von Digitalisierung und Nachhaltigkeit aus ganz verschiedenen Blickwinkeln angehen. So haben meine Kolleg:innen und ich etwa auf dem Digitalgipfel der Bundesregierung Visionen für eine zukunftsfähige Digitalisierung eingebracht. Mit unseren Partner:innen aus der kritischen Tech-Szene und Sozial- und Umweltverbänden wollen wir uns außerdem im Bündnis Bits & Bäume auf EU-Ebene Gehör verschaffen. Gemeinsam entwickeln wir gerade Handlungsempfehlungen für die neue Kommission, die sich nach der kommenden Europawahl formieren wird.


Einblick 2024|01

Dieser Artikel ist zuerst in unserem Magazin EINBLICK erschienen

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Autor:innen

Lena Steltzner - Referentin für Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Demokratie