Pressemitteilung | 31.03.2014

Ergebnisse des IPCC-Berichts sind Appell zum Handeln

Entwicklungsländer brauchen Milliarden für Anpassung an den Klimawandel
Pressemitteilung

Yokohama/Berlin/Bonn (31. März 2014). Als dringenden Appell zum Handeln an Politiker weltweit haben Germanwatch und Brot für die Welt den heute Nacht vorgestellten zweiten Teil des 5. Weltklimaberichts (IPCC-Bericht) bezeichnet. Zentrale Botschaften des Reports:

1. Noch ist die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs in diesem Jahrhundert auf weniger als zwei Grad möglich. Beim derzeitigen Emissionstrend ist aber mit 3,5 bis 5,4 Grad zu rechnen.

2. Die Risiken, mit denen bei den jeweiligen Szenarien zu rechnen ist, unterscheiden sich gravierend. Zwar gibt es auch schon bei zwei Grad Temperaturanstieg erhebliche Gefahren etwa für wichtige Ökosysteme oder in Bezug auf extreme Wetterereignisse. Bei 3,5 bis 5,4  Grad aber steigt das Risiko flächendeckend auf ein hohes bis sehr hohes Niveau. Selbst die Möglichkeit, in diesem Jahrhundert Kipp-Punkte zu überschreiten, die ganze Kontinente umgestalten oder erheblichen irreversiblen Meeresspiegelanstieg anstoßen, ist dann hoch.

3. In keinem Teil der Welt ist man auf die schon jetzt nicht mehr abwendbaren Folgen des Klimawandels ausreichend vorbereitet.

4. Je später die Staaten gegen die noch vermeidbare Verschärfung des Klimawandels vorgehen, desto schwieriger und teurer wird es. Die Zahl der Studien und Daten, auf die sich die Wissenschaftler in Yokohama stützen konnten, hat sich im Vergleich zum letzten Report 2007 ungefähr verzehnfacht. Entsprechend größer ist die wissenschaftliche Sicherheit und Genauigkeit der vorgelegten Ergebnisse.

"Der Bericht zeigt zudem deutlich, dass international die Ernährungssicherheit wegen des menschgemachten Klimawandels abnehmen wird", sagt Sabine Minninger von Brot für die Welt. "Schon bei einem Grad Erwärmung werden die Erträge von wichtigen Grundnahrungsmitteln wie Weizen, Reis oder Mais in vielen Regionen der Welt zurückgehen. Derzeit steuern wir aber eher auf vier Grad oder mehr zu, wodurch die Risiken für die Ernährungssicherheit und die Wasserversorgung ganz massiv zunehmen."

Bals: Die Bundesregierung verweigert die zugesagte Unterstützung

Konkreter als bisher benennen die Wissenschaftler auch die Finanzierungslücke für die notwendige Anpassung an den Klimawandel in Entwicklungsländern. In der Langversion des IPCC-Berichts wird diese auf 4 bis 109 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt. Hier sieht Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, Handlungsbedarf für die deutsche Politik: "Die Bundesregierung verweigert selbst die schon zugesagte Unterstützung. Im Haushaltsentwurf ist kein Cent eingestellt, um den lange verhandelten internationalen Klimafonds mit Geld zu füllen, der Entwicklungsländer bei Klimaschutz und Anpassung unterstützen soll." Sabine Minninger ergänzt: "Anders als im Koalitionsvertrag versprochen, ist bisher auch nicht vorgesehen, vom geplanten Aufwuchs der Entwicklungshilfe um zwei Milliarden Euro einen Teil für Klimaschutz und -anpassung bereitzustellen."

"Immer deutlicher wird, dass wir unsere Kinder bei einem ungebremsten Klimawandel dazu verurteilen, auf einer anderen Erde zu leben", sagt Christoph Bals. "Das Unbewältigbare vermeiden, das Unvermeidbare bewältigen - vor diese doppelte Aufgabe stellt uns der IPCC-Bericht. Starke Klimaziele und die notwendige Klimafinanzierung sind jetzt die zentralen Aufgaben für die EU."