Pressemitteilung | 17.02.2003

Kapital ins Wasser gesetzt? Investoren befragen Konzerne.


 

Pressemitteilung

Bonn, 17.02.2003: Heute veröffentlicht das "Carbon Disclosure Project" in London die ersten Ergebnisse einer Umfrage unter den 500 weltgrößten Unternehmen. Vor dem Hintergrund immer stärkerer Belastungen von Firmen, insbesondere (Rück-) Versicherungen, durch die Folgen des Klimawandels fragten 32 internationale institutionelle Investoren - darunter Allianz/Dresdner und Münchner Rück - Unternehmen nach ihren jährlichen Emissionen der relevanten Treibhausgase sowie nach Programmen zur Emissionsminderung. Ihr Bericht ist ernüchternd: Der Klimawandel wird nicht nur emissionsintensive Branchen, sondern u.a. auch Land- und Forstwirtschaft, Kommunikation, Immobilien sowie die Finanzbranche treffen. Unter den Konzernen, die auf die Befragung reagiert haben, sehen 80% den Klimawandel zwar als wichtigen Faktor für den Unternehmenserfolg, sie sind aber häufig völlig unzureichend auf seine Risiken sowie potentielle Umweltgesetzgebungen vorbereitet. 44% der Unternehmen haben die CDP-Umfrage bislang nicht beantwortet. Das Informationsdefizit der Unternehmen gegenüber ihren Aktionären über unternehmensbezogene Treibhausgasrisiken ist gravierend, hier drohen Klagen von Seiten der Anleger. Auch großen Treibhausgasemittenten, die keine Strategie zum Umgang mit Treibhausgasrisiken haben, drohen Klagen.

"Wir erwarten von Banken, Fonds und Versicherungen, denen wir unser Geld anvertrauen, dass sie bekannte Risiken berücksichtigen. Bei den Risiken des Klimawandels geschieht dies bisher nicht. Damit wird das Geld der Anleger aufs Spiel gesetzt," so Christoph Bals von Germanwatch. Aus Sicht von Germanwatch schlummere hier ein zunehmendes Finanzrisiko. Stefan Rostock, Referent für Sustainable Investment bei Germanwatch, betont: "Die Studie aus London zeigt, dass Unternehmen, die sich früh im Emissionshandel engagieren und Treibhausgas-Reduktionsstrategien verfolgen, einen Wettbewerbsvorteil haben werden. Gerade bei langfristigen Investitionen und Kapitalanlagen ist es besonders wichtig, die Risiken des Klimawandels in das Risikomanagement einzubeziehen."

Germanwatch, das Wuppertal Institut und der Verband für Umweltberatung NRW machen im Pilotprojekt "Institutionelle Investoren und Klimaschutz" auf diese Schwäche im heutigen Finanzsystem aufmerksam. Investoren, Finanzdienstleister und Anleger werden dabei unterstützt, klimarelevantes Risikopotential zu erkennen und in ihre Anlage-Entscheidungen einzubeziehen (www.germanwatch.org/rio/siagenda.htm).

Im Carbon Disclosure Project haben sich Investmentfonds, Banken und Lebensversicherungen zusammengeschlossen. Im Mittelpunkt des Interesses stehen direkte Risiken wie Hochwasser, Dürren oder Stürme, die immer größere Risiken für ihre Kapitalanlagen darstellen. Zunehmend werden auch die regulativen Risiken wie Gesetzesänderungen, veränderte Grenzwerte und Vorschriften aufgrund des Klimawandels insbesondere bei treibhausgasintensiven Unternehmen in den Blick genommen. (www.cdproject.net)