Zeitumstellung im Klimaschutz.
Pressemitteilung
Bonn, 30. Oktober 2006. Die US-Argumente gegen ernsthaften Klimaschutz können ab heute als entkräftet gelten. Zwei Argumente hatte die jetzige US-Regierung vorgebracht. Die Klimawissenschaft sei noch zu ungesichert, war das eine. Im letzten Jahr, auf dem G8-Gipfel in UK, räumte Präsident Bush erstmals öffentlich ein, dass die wissenschaftliche Evidenz für den Klimawandel überwältigend ist. So blieb noch das zweite Argument, um Handeln zu blockieren: Ernsthafter Klimaschutz schade der Wirtschaft.
Der heutige Tag könnte später als der Tag gelten, an dem dieses Argument wie ein Kartenhaus zusammenfiel. In einem 700-Seiten-Report für die britische Regierung rechnet der frühere Weltbank-Ökonom Nicholas Stern vor, dass es entschieden teurer wird, nicht zu handeln statt zu handeln. Stern kommt zum Schluss, dass 1 Prozent des jährlichen Bruttosozialprodukt notwendig sein könnte, um katastrophale Entwicklungen des globalen Klimawandels abzuwenden. Aber die durch Nichtstun entstehenden Klimaschäden kämen 5 bis 20 mal teurer.
Der Bericht umfasst die Periode bis 2100. Er warnt, dass der globale Klimawandel die größte Rezession seit dem Wall Street Crash 1929 und der folgenden Großen Depression auslösen könnte. Stern gilt allgemein als anerkannter Mainstream-Ökonom. Der sorgfältig vorbereitete Bericht wird als die bislang gewichtigste Abschätzung zu den Kosten von Klimaschutz und Klimaschäden eingeschätzt.
Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, kommentiert: "Mit dem Bericht kommt jetzt die Zeitumstellung im Klimaschutz - es beginnt eine neue Ära der ökonomischen Bewertung des Klimawandels. Der Stern Report bahnt damit dem UN-Klimagipfel in Nairobi, der Anfang November beginnt, den Weg zu entschiedenem Handeln. Er sollte gleichzeitig für die Bundesregierung Anlass sein, den Allokationsplan für den Emissionshandel ab 2008 deutlich im Sinne des Klimaschutzes nachzubessern."
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