G8-Gipfel: Keine Beschlüsse von Texten ohne konkrete Maßnahmen!
Pressemitteilung der Klima-Allianz
Berlin, 04.07.08. Beim Treffen der Staats -und Regierungschefs der sieben größten Industriestaaten und Russland (G8) vom 07.-09. Juli in Japan steht der Klimawandel wieder als zentrales Thema auf der Tagesordnung, ein Aktionsplan wurde bereits im Vorfeld erarbeitet. Die Klima-Allianz fordert von den Regierungen der G8-Staaten, dass sie verbindliche Zielvorgaben zur mittel- und langfristigen Reduzierung ihrer eigenen Treibhausgasemissionen verabschieden und damit die UN-Klimaverhandlungen unterstützen. Um eine globale Emissionsminderung von mindestens 80% bis Mitte des Jahrhunderts (gegenüber 1990) zu erreichen, sind eindeutige politische Verpflichtungen notwendig. Dies gilt auch für die Zusagen zur Erhöhung der Finanzmittel für die Entwicklungszusammenarbeit sowie für die Unterstützung der vom Klimawandel besonders betroffenen Entwicklungsländer bei der Anpassung an den Klimawandel.
Hubert Weinzierl, Präsident des Deutschen Naturschutzrings: "Um den Klimawandel zu begrenzen, ist die Verabschiedung eines internationalen Abkommens bei der UN-Klimakonferenz im Dezember 2009 in Kopenhagen essenziell. Der Erfolg der Verhandlungen hängt davon ab, ob sich die Industriestaaten zu ambitionierten Minderungszielen bis 2020 und 2050 durchringen können. Diese müssen sich daran orientieren, den Klimawandel auf unter 2° zu begrenzen. Die Position Japans, die Emissionen global bis 2050 um mindestens 50% gegenüber 2005 und nicht gegenüber 1990 reduzieren zu wollen, ist keine akzeptable Grundlage, da sie weit hinter dem 2°-Limit der EU zurückbleiben würde. Dies hätte fatale Folgen für die Natur und die Lebensbedingungen vieler Menschen."
Der Vorsitzende von Germanwatch, Klaus Milke, hebt vor allem den steigenden Finanzbedarf bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels hervor, dem die G8-Staaten gerecht werden müssen. "Gerade die besonders verletzlichen Entwicklungsländer sind durch die Konsequenzen aus der globalen Erderwärmung existenziell bedroht. Durch die geringen Finanzleistungen der Industriestaaten konnten diese Länder bisher nur sehr wenig in die Anpassung investieren. Auf dem Weg nach Kopenhagen muss daher die Entwicklung verbindlicher Klimafinanzierungsmechanismen ein Hauptdiskussionspunkt auch bei den G8 sein, um den UN-Prozess zu unterstützen. Dabei betonte Milke mit Verweis auf eine heute veröffentlichte Analyse von Germanwatch, dass Anpassungsfinanzierung keine Hilfe, sondern Kompensation für verursachte Schäden sei. "Ohne Bewegung bei den Industrieländern hinsichtlich Adaptation und Technologietransfer werden sich die Schwellenländer nicht auf eigene Klimaschutzanstrengungen verpflichten."
Zusätzlich zu der mangelnden Anpassungsfinanzierung komme hinzu, dass die G8 bei früheren Treffen gemachte Finanzzusagen für die Entwicklungszusammenarbeit nur teilweise einhalten würden, ergänzt Wilfried Steen, Vorstand des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED). "Die G8-Staaten haben mehrmals versprochen, die Unterstützung für Afrika bis 2010 um 50 Milliarden US-Dollar jährlich zu erhöhen und damit zu verdoppeln. Den Worten folgten bisher aber nur wenige Taten. Dies ist ein Skandal angesichts der aktuellen Ernährungskrise, sich verschärfender Verarmungsprozesse und der wachsenden Belastung der Zahlungsbilanz gerade der ärmsten Länder aufgrund steigender Preise bei Öl, Rohstoffen und Nahrungsmitteln. Wir brauchen eine Welt der Teilhabe. Inseln des Wohlstandes werden auf Dauer in einem Meer des Elends nicht überleben können. Gerechte Teilhabe heißt auch, dass allen Menschen im Rahmen der ökologischen Grenzen dieselben Nutzungsrechte zustehen."
Weitere Informationen:
Für Rückfragen:
- Hubert Weinzierl, Deutscher Naturschutzring, 09966 777, hubert.weinzierl@dnr.de
- Klaus Milke, Germanwatch, 0172 4072837, milke@germanwatch.org
- Richard Brand, Evangelischer Entwicklungsdienst, 0228 8101 2307, richard.brand@eed.de
- Christina Hering, Die Klima-Allianz, 0176 20494930, hering@forumue.de
Die Klima-Allianz ist ein rasch wachsendes Bündnis von knapp 100 Organisationen, darunter:
- Umweltorganisationen wie BUND, DNR, DUH, Grüne Liga, NABU, WWF;
- Entwicklungsorganisationen wie Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe, EED, Germanwatch, Kindernothilfe, Misereor, Oxfam;
- Evangelische Landeskirchen wie Evangelische Kirche Anhalt, Hessen und Nassau Kurhessen-Waldeck, Thüringen, Sachsen, Westfalen und Württemberg, sowie die Vereinte Evangelische Mission;
- Jugendorganisationen wie BUNDjugend, BDKJ, KLJB und NAJU;
- Verbraucherschutz- und Tierschutzorganisationen wie der Bund der Energieverbraucher, der Bundesverband der Verbraucherinitiativen, der Deutsche Tierschutzbund und die Verbraucherzentrale Bundesverband;
- weitere Vereinigungen wie Attac, Deutscher Alpenverein, Gesellschaft für bedrohte Völker und UnternehmensGrün;