Pressemitteilung | 09.07.2008

Ohne Führungsrolle der G8 keine Gefolgschaft der Schwellenländer zu erwarten.

Pressemitteilung

Bonn, den 9.7. 2008: Zu dem heute in Japan beendeten G8-Gipfel und dem Treffen mit den großen Schwellenländern erklärt die Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch:

"Zwar haben sich die G8-Staaten darauf geeinigt, dass die globalen Emissionen bis 2050 halbiert werden sollen. Doch sie untermauern damit keineswegs ihre Führungsrolle", so Sven Harmeling, Referent für Klima und Entwicklung bei Germanwatch. "Dazu hätten sie klare Ziele benennen müssen, welchen Anteil der Reduktion sie selbst übernehmen, bis 2020 wie auch bis 2050." Genau hier setze die Weigerung der Schwellenländer an, das Globalziel zum jetzigen Zeitpunkt mitzutragen. Sie befürchten eine Klima-Apartheid, in der die Industrieländer sich nicht zu substantiellem Klimaschutz verpflichten wollen, anderen Staaten diesen aber quasi aufzwingen.

Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender von Germanwatch: "Ohne klare Bekenntnisse und rasche effektive Maßnahmen aller Industrieländer zu deutlichen Emissionsreduktionen in den nächsten Jahren sind eine Umkehr des weltweiten Wachstumstrends der Emissionen bis 2015 und die Abwendung eines katastrophalen Klimawandels zum Scheitern verurteilt", so Milke. "Ohne diese Ziele und einen deutlichen Ausbau der Technologiekooperation lassen sich auch die Schwellenländer nicht ins Boot holen."

Milke verweist zudem darauf, dass die fünf großen Schwellenländer - Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika - implizit das globale Reduktionsziel und darüber hinaus gehende Maßnahmen unterstützen würden. "In ihrer Erklärung fordern sie die Industrieländer auf, sich zu Reduktionen von 25 bis 40 Prozent bis 2020 und 80 bis 95 Prozent bis 2050 zu verpflichten", so Milke. "Diese Ziele leiten sich direkt aus den IPCC-Szenarien ab, die das von der EU beschlossene 2°-Limit, die Großgefahrenschwelle der Klimakipppunkte, noch ermöglichen könnten. Es ist klar, dass zusätzlich zu den Industrieländerzielen wesentlich mehr Klimaschutz in den Schwellenländern passieren muss, um diese Szenarien in Realität umzusetzen. Dazu besteht auch eine deutliche Bereitschaft." Milke erinnert aber auch daran, dass die USA immer noch Pro-Kopf-Emissionen verursachen würden, die dem Vierfachen Chinas und mehr als dem Zehnfachen Indiens entsprächen.

Als völlig unzureichend bezeichnet Sven Harmeling zudem die Zusagen der G8 zur Unterstützung der Anpassung an die Folgen des Klimawandels in den besonders verletzlichen Staaten. "Diese scheint im Wesentlichen auf eine Umschichtung existierender Mittel hinauszulaufen, statt neue Mittel im notwendigen Maße zu organisieren. Gleichzeitig sind die G8-Staaten weit davon entfernt, ihre eigenen Zusagen von Gleneagles 2005 zur Erhöhung der Entwicklungshilfe einzuhalten", so Harmeling.

Klaus Milke: "18 Monate vor der entscheidenden UN-Klimakonferenz in Kopenhagen spricht vieles für ein Versagen der weltweit größten Industrieländer angesichts der Klimaherausforderung. Auch der Einsatz der deutschen Bundeskanzlerin, der dazu führte, dass die Ziele zu 2050 über den vor einem Jahr in Heiligendamm formulierten Prüfauftrag hinausgehen und nunmehr im Konsens beschlossen wurden, schwächt das Versagen der G8-Staaten kaum ab. Es ist zu hoffen, dass die Neuwahlen die USA tatsächlich zu der klimapolitischen Führungsrolle treiben, die Bush in den letzten acht Jahren verweigert hat. Sonst finden wir uns im Jahr 2050 in einer anderen Welt wieder."

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  • Sven Harmeling, harmeling@germanwatch.org, 0228-60492-22
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