Pressemitteilung | 27.11.2008

Anleger werden auf Risiken nicht ausreichend hingewiesen.

Pressemitteilung

Bonn, 27.11.2008: Germanwatch legte heute in Bonn eine Studie über die Berichterstattung europäischer Automobilunternehmen zu geschäftsrelevanten Risiken des Klimawandels vor. Wesentliche Wettbewerbsfaktoren wie der CO2-Ausstoß und die Treibstoffeffizienz der Modelle werden nach wie vor unzureichend in den jährlichen Geschäftsberichten berücksichtigt. Somit werden potentielle Geschäftsrisiken durch den Klimawandel meist verschwiegen. "Die derzeitige Entwicklung im Automarkt zeigt, dass in erster Linie die Segmente betroffen sind, die einen hohen Spritverbrauch haben. Klein- und Großinvestoren wurden nicht so informiert, dass sie diese Risiken bei ihrer Anlageentscheidung adäquat berücksichtigen konnten. Es wird höchste Zeit, dass im Geschäftsbericht der europäischen Autohersteller über die relevanten Key Performance Indikatoren angemessen berichtet wird.", so Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch.

Der Klimawandel, die stark schwankenden Rohölpreise und nun auch die Finanzkrise verändern zunehmend die Spielregeln der Wirtschaft. Der Erfolg von Automobilunternehmen wird zunehmend durch Klimaschutzregulierungen, wie den bevorstehenden Beschluss zur Schadstoffbegrenzung des Automobilsektors in Europa, bestimmt. Auch veränderte Kaufentscheidungen der Konsumentinnen und Konsumenten zugunsten umweltfreundlicherer Autos sowie die allgemeine Unsicherheit der Investoren durch die Finanzkrise sind nennenswerte Risikofaktoren.

Die Lageberichte aller großen europäischen Automobilkonzerne des Jahres 2007 sind noch immer nicht auf der Höhe der gesetzlichen Anforderungen an die Transparenzpflicht. Anleger werden in den Geschäftsberichten nicht angemessen auf die klima- und ölpreisbedingten Risiken ihres Investments hingewiesen. Gegenüber dem Berichtsjahr 2006 hat sich nur eine geringfügige Verbesserung ergeben.

Der amerikanische Markt reagiert bereits mit einem breiten Preisverfall für verbrauchsintensive Pkw. Auch deutsche Autohersteller ziehen erste Konsequenzen daraus, dass das Geschäftsmodell der bisherigen Ausrichtung des Premiumsegments zunehmend in Frage gestellt ist. So stellt nach einer Umfrage des EU-Barometers im Frühjahr der Klimawandel für die Mehrheit der Befragten das zweitgrößte Problem nach der weltweiten Armut dar. Immer mehr Konsumenten geben an, beim Kauf eines Autos darauf zu achten, wie hoch der Spritverbrauch ist. Damit wird die Nicht-Berücksichtigung dieses Käuferwunsches zum ökonomischen und reputativen Risiko.

"Unternehmen, die ihre Modellpolitik nicht auf das Risiko erneut stark ansteigender Ölpreise nach der Wirtschaftskrise und der kommenden Klimagesetzgebung anpassen, sollten zumindest ihre Investoren angemessen über die entsprechenden Risiken informieren", fordert Kristin Gerber, Referentin für Klima und Finanzmarkt bei Germanwatch.

Kontakt für Rückfragen

  • Kristin Gerber, Referentin für Klima und Finanzmarkt, Germanwatch e.V., Telefon: 0228 - 604 92 11, E-Mail: gerber@germanwatch.org
  • Dr. Axel Hesse, Sustainable Development - Management, Autor der Studie, Telefon: 0251 - 23 94 678, E-Mail: hesse@sd-m.de