Pressemitteilung | 27.11.2008

Klimakrise verschärft die Ernährungskrise: Handlungsbedarf in Deutschland und der EU.

Pressemitteilung

Berlin, den 27.11.08. Gestern stellten das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" und die Nord-Süd-Organisation Germanwatch in Berlin in einem Parlamentarischen Abend eine neue Studie mit dem Titel "Klimawandel, Ernährungssicherheit und das Recht auf angemessene Ernährung" vor. Die Veröffentlichung wurde von Vertretern aller Bundestagsfraktionen als wichtige Diskussionsgrundlage ausdrücklich begrüßt. Die Studie zeigt deutlich, dass bei einem ungebremsten Klimawandel eine drastische Verschärfung der weltweiten Ernährungskrise zu erwarten ist. Klimaschutz und Unterstützung der besonders Betroffenen bei der Anpassung an die Folgen ist eine menschenrechtliche Verpflichtung.

Sven Harmeling, Referent für Klima und Entwicklung bei Germanwatch und Mitautor der Studie: "Heftigere Stürme vernichten Ernten, mehr Dürren führen zu Wasserknappheit, und die Ärmsten leiden meist besonders. Auch Deutschland sollte hier seiner internationalen Verantwortung gerecht werden", so Harmeling. Der Großen Koalition biete sich bereits nächste Woche eine gute Möglichkeit, ein deutliches Signal an die UN-Klimakonferenz in Posen zu senden. Am 4. Dezember solle ein gemeinsamer Antrag zum Klimagipfel im Bundestag beschlossen werden. "Zudem müssen die Staats- und Regierungschefs der EU am 11./12. Dezember ein ambitioniertes Klima- und Energiepaket verabschieden, inklusive einer internationalen Klima-Zweckbindung der Emissionshandelserlöse", so Harmeling.

Michael Windfuhr, Referatsleiter Menschenrechte bei "Brot für die Welt", verwies auf eine zentrale Neuigkeit der vorgestellten Studie. "Zum ersten Mal wird die Ernährungssicherheitsdebatte mit der Klimadebatte systematisch zusammengeführt. Der Klimawandel gefährdet zunehmend das Menschenrecht auf angemessene Ernährung", so Windfuhr. "Alle Regierungen stehen in der Pflicht, an der Abwendung eines gefährlichen Klimawandels mitzuwirken. Der globale Temperaturanstieg muss auf unter 2°C begrenzt werden." Gleichzeitig, so Windfuhr, müssten die Regierungen der Entwicklungsländer bei der Entwicklung von Anpassungspolitiken, auch dann, wenn sie von außen unterstützt werden, den Bedürfnissen der besonders Verwundbaren höhere Aufmerksamkeit als bisher schenken. "Der menschenrechtliche Anpassungsansatz kann hier bei der Priorisierung von Maßnahmen helfen."

Beide Organisationen forderten die Bundestagsabgeordneten und die Bundesregierung auf, sich für ein starkes UN-Klimaabkommen einzusetzen, das eine ausreichende und verlässliche Finanzierung für die effektive Anpassung der Hauptbetroffenen garantiert. Die am Montag im polnischen Posen beginnende UN-Klimakonferenz ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einem solchen Abkommen, das nächstes Jahr beim Klimagipfel in Kopenhagen (Dezember 2009) beschlossen werden soll. In Posen wird die neue Studie am 5. Dezember der internationalen Öffentlichkeit vorgestellt werden.

>> Studie "Climate change, food security and the right to adequate food"
 

Für Rückfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:

  • Sven Harmeling, Germanwatch: harmeling@germanwatch.org, 0160-99461412
  • Thomas Hirsch, Brot für die Welt: t.hirsch@brot-fuer-die-welt.de, 0171-5217719