Pressemitteilung | 27.08.2002

CO2-neutrale Flugreisen müssen Standard werden.


 

Pressemitteilung

Bonn, 27.08.02. GERMANWATCH begrüßt es, dass die 180-köpfige deutsche Delegation ihre durch die Reise zum Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung nach Johannesburg erzeugten Treibhausgasemissionen durch Finanzierung eines Energieeffizienz-Projektes in Südafrika ausgleicht. Gut sieben Tonnen CO2 werden für jeden Delegationsteilnehmer durch zusätzliche Investitionen in Südafrika eingespart  und damit die Treibhauswirkung der Flugreise in etwa ausgeglichen.

"Das Projekt scheint gut ausgewählt. Es wird geholfen, innovative energiesparende Bauweisen in den südafrikanischen Markt einzuführen. Zugleich wird ein Zeichen gesetzt, dass endlich auch die Treibhausgase des internationalen Flugverkehrs, die bisher im Kyoto-Protokoll nicht reguliert werden, einer Begrenzung bedürfen. Den ganz überwiegenden Anteil ihrer  Emissionen erzeugt die deutsche Delegation durch ihre Flugreise, alles andere fällt demgegenüber kaum ins Gewicht", kommentiert der Leiter der GERMANWATCH-Klimaabteilung, Christoph Bals. Auch GERMANWATCH gleicht die Emissionen der Johannesburgreise von zwei GERMANWATCH-Vorstandsmitgliedern aus - durch dasselbe Projekt in Südafrika wie die Bundesregierung. Um angesichts von wissenschaftlichen Ungewissheiten auf jeden Fall auf der sicheren Seite zu sein, legt GERMANWATCH bei der Berechnung eine noch höhere Treibhauswirkung des Flugverkehrs zugrunde.

Das Kompensationsgeld wird investiert in den energieeffizienten Neubau von Häusern für junge Familien in südafrikanischen Townships. Ein Teil der Häuser wird so gebaut,  dass sie deutlich weniger Energie als die Standardhäuser zur Gebäudekühlung brauchen. Die Mehrkosten gegenüber  Standardhäusern - gut 10 000 Euro - übernimmt die deutsche Regierung für die deutsche Delegation. Der Preis für eine Tonne CO2 beträgt acht Euro, für jeden deutschen Teilnehmer werden damit 57 Euro fällig.  Sie erhalten als Gegenleistung Zertifikate für die tatsächlich nachgewiesenen eingesparten CO2-Emissionen. Ausgeglichen werden nicht nur die CO2-Emissionen des Flugverkehrs, sondern auch andere treibhaugasrelevante Emissionen wie Wasserdampf und Aerosole, die beim Flugverkehr anfallen. Dadurch erhöht sich die zu kompensierende Menge fast um das Dreifache.

GERMANWATCH hält die Aktion des BMU für einen guten Beginn. "Aber nicht nur Großveranstaltungen, sondern generell die Flugreisen von Ministerien und Unternehmen sollten in Zukunft durch ähnliche seriöse Projekte ausgeglichen werden," fordert Bals.  "Flugreisen, auf die nicht verzichtet werden kann, sollten zumindest durch Emissionsreduktionen mit Erneuerbaren Energieträgern oder Energieeffizienz-Projekten ausgeglichen werden."
 

Berichte, Pressespiegel und weitere Informationen zum Johannesburg-Gipfel:
http://www.germanwatch.org/rio/wssd2002.htm