Pressemitteilung | 07.11.2007

Erreicht Deutschland sein Kyoto-Ziel?

Pressemitteilung

Bonn, 7.11.07. Deutschland hat seinen CO2-Ausstoß in den ersten drei Quartalen 2007 um rund 6% verringert - dieser Wert lässt sich aus Zahlen der AG Energiebilanzen zum Primärenergieverbrauch ableiten. Blieben die Emissionen auf dem aktuellen Niveau, würde die Bundesrepublik ihr im Rahmen der EU-internen Verteilung vereinbarten Kyoto-Ziels von minus 21% Treibhausgas-Ausstoß bis 2012 erreichen. Der aktuelle Rückgang ist jedoch weitgehend auf Sondereffekte zurückzuführen:

1. den "Mehrwertsteuer-Effekt": viele Heizölkäufe, welche die Deutschen normalerweise Anfang 2007 getätigt hätten, wurden wegen der ab 1.1.07 höheren Mehrwertsteuer bereits im letzten Jahr getätigt und fielen somit bilanzmäßig ins Jahr 2006,
2. den warmen Winter 2006/2007, durch den weniger geheizt und damit weniger Erdgas und Heizöl verbrannt wurde,
3. den aktuell hohen Rohölpreis, der eine ökonomische Lenkungswirkung im Hinblick auf Einsparungen bewirkt,
4. den 2007 besonders starken Wind, der die Produktion von Strom aus Windkraft um rund die Hälfte erhöht hat.

Der Mehrwertsteuereffekt wird keine dauerhafte Wirkung entfalten, und auch beim besonders warmen Winter sowie bei der Erhöhung der Windstromproduktion ist fraglich, ob diese in den nächsten Jahren in diesem Umfang Bestand haben werden. Lediglich der hohe Ölpreis könnte längerfristig als sehr starker Effekt erhalten bleiben. Ohne weitere Klimaschutzmaßnahmen ist folglich davon auszugehen, dass die Emissionen schon im nächsten Jahr wieder ansteigen werden und Deutschland den Pfad des Kyoto-Ziels verlässt. Auf Grundlage der Kabinettsklausur in Meseberg vom 23./24. August 2007 wird die Bundesregierung nun am 5. Dezember ein Paket von Klimaschutzmaßnahmen in den Bundestag einbringen. "Dessen Ernsthaftigkeit wird maßgeblich dafür sein, ob Deutschland sein 21%-Reduktionsziel für die Zielperiode 2008-2012 erreicht und auf einen Pfad einschwenkt, der eine 40%ige Reduktion bis 2020 möglich macht" kommentiert Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch.

In vielen Ländern, die keine verpflichtenden Emissionsziele haben, hat der hohe Ölpreis übrigens eine für den Klimaschutz kontraproduktive Wirkung: sie setzen stattdessen verstärkt auf noch klimaschädlichere Energieträger wie die Kohle, was in den letzten Jahren weltweit zu einem beschleunigten Anstieg der CO2-Emissionen geführt hat, wie eine jüngst im Fachblatt PNAS erschienene Studie zeigt.

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