Pressemitteilung | 21.08.2008

Flugverkehr und Wälderschutz rücken auf die Agenda.

Pressemitteilung

Accra/Bonn, den 21. August 2008. Ab heute treffen sich in Accra 190 Staaten zur nächsten Runde der UN-Klimaverhandlungen. Im Zentrum der Verhandlungen stehen diesmal zwei Fragen:

Soll es im nächsten Klimaabkommen, das ab 2013 das Kyoto-Protokoll weiterführt, neben den nationalen Reduktionszielen für Industrieländer auch Verpflichtungen für bestimmte Sektoren geben? Ganz unterschiedliche Ansätze verbergen sich hinter diesem Namen. Erstens geht es darum, ob es endlich gelingt, den internationalen Flug- und Schiffsverkehr mit verbindlichen Emissionsreduktionen zu belegen. Zweitens erhoffen sich die Industrieländer, dass es für Sektoren wie Aluminium, Stahl, Zement, die internationalem Wettbewerb ausgesetzt sind, nicht nur in den Industrieländern, sondern weltweit Treibhausgasbegrenzungen gibt. Drittens aber wollen die Schwellenländer wie China, Mexiko, Südafrika, Indien und Brasilien vor allem darüber verhandeln, welche Unterstützung sie von den Industrieländern bekommen, wenn sie Klimaschutzpolitiken für bestimmte Sektoren einführen. "Wir hoffen, dass verschiedene Länder hier konkrete Vorschläge vorlegen, wie diese drei Anliegen konstruktiv kombiniert werden können" kommentiert Manfred Treber, Klimaexperte von Germanwatch. "Die EU hat bereits konstruktive Vorschläge für wichtige Prinzipien vorgelegt, andere Industrie-, aber auch Schwellenländer müssen jetzt nachlegen."

Wie können die Raten der Regenwaldvernichtung drastisch reduziert werden? Etwa 20 Prozent der Emissionen weltweit stammen aus der Entwaldung. Ohne viel besseren Schutz des Regenwaldes wird es nicht gelingen, den Klimawandel auf weniger als zwei Grad Celsius Erwärmung gegenüber vorindustrieller Zeit zu begrenzen. Dies kann nur gelingen, wenn das Energie- und Verkehrssystem weltweit zügig umgebaut wird und zugleich die Wälder geschützt werden. Ein Teil der Regierungen setzt aber darauf, dass dies nicht zusätzlich, sondern anstatt der notwendigen Energie- und Verkehrswende geschieht. Einige Industrieländer sehen in der Unterstützung des Schutzes des Regenwaldes eine kostengünstige Möglichkeit, sich von den eigenen Verpflichtungen freizukaufen. Wenn es gelingt, bis 2020 das Entwaldungstempo zu halbieren, entspricht dies einem 20prozentigen Reduktionsziel für alle Industrieländer. Selbst wenn die EU ein 30prozentiges Reduktionsziel akzeptieren würde, müsste sie nur noch 10 Prozent zuhause (oder durch Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern) reduzieren. "Wir brauchen dringend eine Finanzierung von wirkungsvollem Wälderschutz. Aber der notwendige Wälderschutz darf nicht gegen die Reduktionsziele der Industrieländer gegengerechnet werden. Sonst bedeuten sie das Aus für die notwendige Energie- und Verkehrswende. Der Neubau von Kraftwerken würde uns weltweit langfristig auf einen Pfad hoher Emissionen einzementieren", so Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch.

Doch auch für andere wichtige Themen, wie zum Beispiel die Unterstützung der ärmsten Entwicklungsländer bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels, sollten die Regierungen die Zeit nutzen, die vorliegenden Ideen konstruktiv zu diskutieren. "In drei Monaten steht bereits der nächste große Klimagipfel in Posen an, der wichtigste Meilenstein auf dem Weg zu einem neuen Klima-Abkommen Ende Dezember 2009 in Kopenhagen", so Sven Harmeling, Referent für Klima und Entwicklung bei Germanwatch. "Nur die wenigsten Regierungen haben in den letzten Wochen ihre Hausaufgaben gemacht. Es gibt viel zu tun. Dies gilt insgesamt auch für die EU."
 

Die Germanwatch-Experten sind in Accra unter folgenden Adressen zu erreichen:

  • Christoph Bals Politischer Geschäftsführer / Regenwald bals@germanwatch.org
  • Sven Harmeling Klima und Entwicklung / Anpassung harmeling@germanwatch.org 0049-160-99461412
  • Manfred Treber Flugverkehr / Klimawissenschschaft treber@germanwatch.org 0049-179-4969372