Einäugig unter Blinden: Neuer Klimaschutz-Index von Germanwatch - Deutschland auf Platz 5, USA Vorletzter

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Einäugig unter Blinden: Neuer Klimaschutz-Index von Germanwatch - Deutschland auf Platz 5, USA Vorletzter

Neuer Klimaschutz-Index von Germanwatch – Deutschland auf Platz 5, USA Vorletzter

 

Konkurrenz, heißt es, belebt das Geschäft. Der Pisa-Test ist ein gutes Beispiel dafür. Erst der Vergleich mit anderen Nationen lenkte die öffentliche Aufmerksamkeit darauf, dass im eigenen Land etwas falsch läuft. In der internationalen Klimadiplomatie fehlte ein solcher Vergleich - bislang.

Denn der von Germanwatch neu entwickelte Klimaschutz-Index ist so etwas wie "ein Pisa-Test für besseres Klima" (taz). Der Index vergleicht auf einen Blick in Form einer Länder-Rangliste die Klimaschutz-Leistungen von 53 Ländern, die zusammen für über 90 Prozent der weltweiten, energiebedingten CO2-Emissionen verantwortlich sind. Er berücksichtigt dabei sowohl den Emissionstrend nach Sektoren (Energie, Verkehr, Gebäude, Industrie), das absolute Emissionsniveau als auch die nationale und internationale Klimapolitik der beurteilten Länder.

Das Endergebnis zeigt vor allem eins: Von den zehn größten Volkswirtschaften, die allein für 64 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich sind, erledigen lediglich Großbritannien mit Platz 3 und Deutschland mit Platz 5 ihre Hausaufgaben relativ gut. Die USA, Südkorea, Russland, Kanada, Italien und Japan landen allesamt im hinteren Drittel (siehe Tabelle). Auch Deutschland gleicht eher einem Einäugigen unter Blinden als einem Musterschüler: So gibt es hierzulande großen Nachholbedarf im Gebäudesektor, das belegt Platz 31 in dieser Teilbewertung. Und bei den Pro-Kopf-Emissionen steht trotz des moderaten Emissionsrückgangs immer noch ein 41. Rang.

Wichtig für das zukünftige Abschneiden Deutschlands sind vor allem die anstehenden Entscheidungen bei den Kraftwerksneubauten. "Eine Tendenz in Richtung Kohle und Braunkohle würde Deutschlands gesamte Klimapolitik konterkarieren", warnt Christoph Bals, politischer Geschäftsführer von Germanwatch. Stattdessen müsse die Politik Investitionssicherheit für Energieeffizienz-Maßnahmen schaffen und Wind-, Solar- und Biomasse-Anlagen sollten weiter massiv ausgebaut werden.

Der Klimaschutz-Index wird künftig jedes Jahr zum Weltklimagipfel präsentiert und soll den Erfolg nationaler Klimaschutz-Bemühungen vergleichbar machen. Klimaexperten wie Prof. Hartmut Graßl, ehemals Chef des Max-Planck-Instituts für Meteorologie, loben den Index als "das beste Hilfsmittel, das es bislang zur Bewertung nationaler Klimapolitik gibt".

Zudem hat Germanwatch Gespräche mit Rating-Agenturen aufgenommen, welche Interesse zeigen, die Daten des Klimaschutz-Index für die Beurteilung von Staatsanleihen zu verwenden. So würde nachlässige Klimapolitik künftig direkt dem Wirtschafts-Standort schaden. Klimaschutz ist eben - genau wie Bildungspolitik - eine Investition in die Zukunft.

ROBIN AVRAM
 

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