Symbolbild Digitalisierung

Zukunftsfähige Digitalisierung

Verbündete mit gewaltigem Strom- und Ressourcenbedarf: Digitale Technologien können die Energiewende voranbringen, nachhaltige Geschäftsmodelle befördern, Produktionsketten effizienter machen – und brauchen gleichzeitig enorme Ressourcen. Germanwatch setzt sich für eine nachhaltige Digitalisierung ein, die Hand in Hand mit einem sozial-ökologischen Wandel geht.

In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Internetnutzenden verdoppelt. Der Zugang zum Internet wird von den Vereinten Nationen als Grundrecht angesehen. Digitale Themen betreffen alle Lebensbereiche und nehmen stetig an Relevanz zu. Germanwatch hat diese aktuelle Bedeutung erkannt und engagiert sich als Gründungsmitglied des Bündnisses „Bits & Bäume“ für eine sozial-gerechte und ökologische Digitalisierung.

Was hat Digitalisierung mit Nachhaltigkeit zu tun?

Ob beim Ausbau der Stromnetze, im Verkehrssektor oder in der Kreislaufwirtschaft – die Digitalisierung bietet viele Chancen, den Herausforderungen der Klimakrise zu begegnen und Umweltschutz voranzubringen. Car- und Bikesharing-Apps können beispielsweise dabei helfen, nachhaltiger im Verkehr unterwegs zu sein. Digitale Technologien bergen aber auch das Risiko, die Folgen der Klimakrise weiter anzuheizen. Im Sinne des sozial-ökologischen Wandels sollte die digitale Entwicklung daher ressourcenarm, CO2-neutral, demokratisch und sozial-gerecht gestaltet werden. Germanwatch setzt sich dafür ein, dass die Politik dafür die notwendigen Rahmensetzungen erarbeitet. Dabei geht es auch darum, die Selbstbestimmung und Privatsphäre jedes Individuums zu schützen.

Stromfresser Internet: Was bewirkt das Energieeffizienzgesetz?

Die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien wie Internet oder Mobilfunk ist schätzungsweise für bis zu zwölf Prozent des weltweiten Strombedarfs verantwortlich. Und mit Künstlicher Intelligenz, dem Ausbau der Rechenzentren und einer wachsenden Datenverarbeitung wird der Anteil voraussichtlich noch weiter steigen. Mithilfe des Energieeffizienzgesetzes soll der gigantische Stromhunger in Deutschland langfristig eingegrenzt werden. Das Gesetz sieht beispielsweise vor, dass Rechenzentren Maßnahmen ergreifen, um die meist ungenutzte Abwärme nachhaltig zu nutzen. Diese Abwärme könnte dann für die klimafreundliche Beheizung angrenzender Bürogebäude genutzt oder in Nah- und Fernwärmenetze eingespeist werden.

Für eine faire und ressourcenarme Digitalisierung

Neben dem steigenden Strombedarf benötigt die Digitalisierung auch wertvolle Ressourcen wie Lithium zur Herstellung von Smartphones, Laptops und E-Autos. Der Abbau dieser begehrten Schätze kann zu Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen führen und das Klima belasten. Und auch der rasant ansteigende Elektro-Schrott stellt ein wachsendes Problem dar. Daher sollte ein nachhaltiger und fairer Umgang mit Rohstoffen gefördert werden. Die lange Nutzung digitaler Geräte und Infrastruktur muss im Zentrum stehen. Dafür müssen Produkte so designt werden, dass sie langlebig, leicht zu reparieren und zu recyceln sind. Funktionierende Teile aus defekten Produkten sollen für neue Produkte oder Reparaturen weiterverwendet werden. Die Produktion neuer digitaler Geräte sollte so ressourcenschonend und -effizient wie möglich erfolgen.

Mehrere Smartphone-Stapel stehen nebeneinander

Die Digitalisierung verbraucht viele Rohstoffe, die zum Beispiel für die Produktion von digitalen Endgeräten eingesetzt werden.

Digitaler Produktpass – Wegweiser für Kreislaufwirtschaft?

Mithilfe der Angaben im Digitalen Produktpass kann eine möglichst lange Nutzung von Produkten und die Wiederverwendung von Materialien gestärkt werden. Denn Ressourcen und Umwelt werden geschont, wenn Produkte nicht weggeworfen, sondern repariert, weitergegeben und Materialien recycelt werden. Das Problem: Oft fehlen die notwendigen Informationen für die Reparatur oder das Recycling. Die EU verpflichtet daher die Akteure, die ein Produkt auf dem EU-Markt einführen, zentrale Produktinformationen in den Pass einzutragen. Germanwatch setzt sich für einen starken Digitalen Produktpass mit umfassenden Informationspflichten ein, der besonders auch für kleine und herstellerunabhängige Reparateur:innen und Refurbisher zugänglich sein soll. Zudem soll der Produktpass so energie- und ressourcenschonend wie möglich aufgebaut werden.

Bits & Bäume – ein Netzwerk verbindet Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Beim Engagement für eine nachhaltige Digitalisierung ist Germanwatch nicht alleine – mit mehreren Organisationen aus den Bereichen Umweltschutz, Wissenschaft, Digital- und Entwicklungspolitik haben wir uns 2018 im Netzwerk Bits & Bäume zusammengeschlossen. Gemeinsam bilden wir das größte deutschlandweite Bündnis im Bereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Wir wollen Digitalisierung und sozial-ökologische Ziele zusammendenken und das Thema stärker auf die politische und öffentliche Agenda setzen. Dafür organisieren wir im Rahmen des Bündnisses regelmäßig Veranstaltungen, wie unsere digitalpolitischen Jahreszeitenabende und die letzte Großkonferenz im Jahr 2022 mit über 2.500 Teilnehmenden.

Podcast: Energiewende, Klima  und KI

In diesem Podcast erklärt Hendrik Zimmermann von Germanwatch, wann Künstliche Intelligenz die Energiewende voranbringt, dass sie in der Trainingsphase wahnsinnig viel Energie verbraucht und warum wir in Europa – anders als in China und den USA – auf eine wertebasierte KI setzen sollten.

Plakat mit Lichterkette: Bits & Bäume 2022

„Bits & Bäume“ ist derzeit die wichtigste Bewegung für eine nachhaltige Digitalisierung in Deutschland. Sie besteht zurzeit aus 13 Organisationen aus den Bereichen Umwelt- und Klimaschutz, Digitalpolitik, Entwicklungspolitik und Wissenschaft sowie einer wachsenden „Bits & Bäume“-Community.

Ansprechpersonen

Johanna Graf

Referentin Digitalisierung und Klimaschutz, Koordinatorin Digitalisierung

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