Was haben deutsche Bauern mit den so genannten Entwicklungsländern zu tun? Diese Frage zu beantworten und die Zusammenhänge in der Öffentlichkeit und besonders heimischen Bauern zu verdeutlichen, war ein Ziel eines zweijährigen Projekts von Germanwatch und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL).

Konkret am Beispiel Milch wurden bei Veranstaltungen in ganz Deutschland die Folgen der EU-Agrarpolitik mit Bauern diskutiert. Zentrales Thema waren die niedrigen Milchpreise in Deutschland und der EU. Viele deutsche Bauern halten den Preiskampf nicht aus und müssen aufgeben. Auf der anderen Seite verdrängen EU-Milchexporte - möglich durch Subventionen und Niedrigpreispolitik - Kleinbauern in Entwicklungsländern von ihren heimischen Märkten. Die im Projekt entstandene Studie "Anforderungen an eine Reform der EU-Milchmarktordnung aus der Sicht bäuerlicher Organisationen in Nord und Süd" analysiert die derzeitige Milchmarktpolitik und ihre Auswirkungen innerhalb der EU und auf Entwicklungsländer und entwickelt Reformvorschläge.

Die europäische und damit auch deutsche Agrarpolitik hat zahlreiche negative Effekte auf Entwicklungsländer - die in vielen Fällen Hunger und Armut zur Folge haben. Um dies zu ändern, haben Germanwatch und AbL einen Dialog mit verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen initiiert. Daraus ist ein gemeinsames Positionspapier zur Neuorientierung der EU-Agrarpolitik entstanden, das sich konkret an die Bundesregierung richtet. Gemeinsam mit der Studie "EU-Agrarsubventionen auf dem Prüfstand. Entwicklung von Kriterien für ihren Umbau" wurde es Ende März der Öffentlichkeit vorgestellt.

"Die Ergebnisse des Projekts zeigen: Unsere Landwirtschaft in Europa sitzt mit der übrigen Welt in einem Boot", so Dr. Christoph Kohlmeyer, Referatsleiter im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Die enge Kooperation zwischen einer bäuerlichen und einer entwicklungspolitischen Organisation - AbL und Germanwatch - hat sich bewährt, sie soll fortgeführt werden. Die verschiedenen Blickwinkel haben zwei Seiten einer Medaille zu einem Ganzen werden lassen: zu einem bäuerlichen, entwicklungsfreundlichen, umweltverträglichen und sozial gerechten Konzept von Landwirtschaft weltweit.

SARAH KAHNERT