Quantensprung in Sicht?

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Quantensprung in Sicht?

Erneuerbare Energien entwickeln neue Dynamik in Schwellenländern

Deutschland und China haben gemeinsam die weltweiten Kosten für Erneuerbare Energien dramatisch gedrückt. Deutschland hat durch die für 20 Jahre garantierten Einspeisepreise lange stabile Investitionsbedingungen geboten. Chinas Massenproduktion wiederum hat die Kosten massiv gesenkt. Seit 2008 fiel der Preis für Photovoltaik um 80 Prozent. Damit ist das EEG einer von Deutschlands bedeutsamsten Beiträgen zur Entwicklungszusammenarbeit. Es hat ausschlaggebend dazu beigetragen, nachhaltige Energie weltweit bezahlbar zu machen. Zugleich erwies sich das EEG als Exportschlager: Etwa 70 Länder haben – mit nationalen Anpassungen – das Konzept verlässlicher Einspeisevergütung zur Förderung Erneuerbarer Energien übernommen. Der Weltklimarat IPCC mahnt, dass der Ausstieg aus der Kohle bis Mitte des Jahrhunderts weltweit weitgehend gelungen sein müsse, um einen gefährlichen Klimawandel mit mehr als zwei Grad Celsius globalem Temperaturanstieg zu vermeiden. Die Weltbank und führende Entwicklungsbanken schränken ihre Kohlefinanzierung bereits drastisch ein.

Lange galten kohleintensive Schwellenländer wie China und Indien als hoffnungslose Fälle für den Klimaschutz. Doch inzwischen sieht das anders aus. China ist längst der größte Investor in Erneuerbare Energien – und investiert hierfür inzwischen weit größere Summen als in fossile Kraftwerke. Jetzt beginnt das Land auch mit einer harten Begrenzung der Kohle ernst zu machen. Selbst das wesentlich ärmere Indien unterstützt mit neuer Ernsthaftigkeit Erneuerbare Energien – allerdings wird bislang überwiegend auf die Versorgung des ländlichen Raums durch Erneuerbare fokussiert. Bislang setzt die indische Regierung noch massiv auf Zuwachs von Kohle für Industrie und Großstädte. Der Traum, durch die eigene Kohle die Energiesicherheit kostengünstig zu garantieren, ist allerdings geplatzt. Indien muss bereits etwa die Hälfte der Kohle importieren.

Die Gesamtkosten der Erneuerbaren Energien sind jetzt nicht mehr das große Problem. Allerdings fallen die zunächst recht hohen Investitionskosten für Erneuerbare gleich zu Beginn an – und Zinsen sind in Entwicklungsländern weit höher als hierzulande. Das ist eine der weiterhin bestehenden Herausforderungen. Außerdem liegt anders als bei uns der Höhepunkt der Stromnachfrage oft am Abend, wo keine Sonne scheint – und Speicher sind noch teuer. Auch ist die Hürde zu intelligenten Stromnetzen noch zu nehmen. Der im nächsten Jahr in Deutschland ausgerichtete G7-Gipfel bietet eine große Chance, für solche Situationen intelligente Förderstrukturen auf den Weg zu bringen, um sicheren Energiezugang mit Klimaschutz zu verbinden.
 

Rixa Schwarz & Christoph Bals