Schwerpunkt: Welternährung
Schwerpunkt: Welternährung
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
verdorrte Maispflanzen, aufgerissene Böden, verdurstete Tiere – solche Bilder des Elends sind meist aus ärmeren Ländern des Südens bekannt. Doch dieses Jahr haben die Wetterextreme im Norden zugeschlagen. Die USA stöhnen unter der schwersten Dürre seit einem halben Jahrhundert. Und wegen der stark globalisierten Agrarmärkte betrifft dies längst nicht nur amerikanische Verbraucherinnen und Verbraucher. Die USA sind der weltgrößte Exporteur von Feldfrüchten und stehen dafür seit langem in der Kritik. In Zeiten guter Ernten verdrängen die niedrigen Weltmarktpreise viele Kleinbäuerinnen und -bauern im Süden aus ihren Märkten. Auch Deutschland macht durch Fleischexporte Bauern im Süden ihre Existenzgrundlage streitig. Kommt eine Dürre, bleiben die Exporte plötzlich aus.
Das Klima-Desaster dieses Sommers zeigt erneut: auf Lebensmittel vom Weltmarkt ist kein Verlass. Deshalb müssen Kleinbäuerinnen und -bauern im Süden ermächtigt werden, die heimischen Märkte so weit wie möglich selbst zu versorgen. Darum geht es beim diesjährigen „Welternährungstag“ am 16. Oktober. Auch Germanwatch setzt sich dafür ein, dass Bauern-Kooperativen im Süden gestärkt werden, damit sie sich gegen Preisschwankungen am Weltmarkt und die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels wappnen können. Wie auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, hier Einfluss nehmen können, lesen Sie hier.
Mit den besten Grüßen,
Tilman Santarius
Vorstandsmitglied von Germanwatch
Impressum
Herausgeber: Germanwatch e.V.
Redaktion: Dörte Bernhardt (V.i.S.d.P.), Daniela Baum, Marco Klemmt, Gerold Kier.
Stand: Oktober 2012.
Gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Bestellnummer
Zuletzt geändert
Klimawandel macht Hunger
Wie man sich täuschen kann: Noch im Frühjahr 2012 erwartete der Weltmarkt Rekordernten für Getreide. Mittlerweile rechnet die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) damit, dass weltweit zwei Prozent weniger Weizen und Mais geerntet werden als letztes Jahr. Für Reis erwartet sie global stabile Erträge, allerdings mit Rückgängen in wichtigen Ländern wie z.B. Indien. Der wichtigste Grund...
Mehr Fleisch und Milch - koste es, was es wolle
Die Tierhaltung in Deutschland und der EU unterliegt seit Jahrzehnten einem dramatischen Strukturwandel hin zu größeren Betrieben. Fast zwei Drittel aller Mastschweine stehen in Ställen mit über 1.000 Tieren und fast drei Viertel der Masthühner in Betrieben mit über 50.000 Tieren.
Bei der EU-Agrarreform geht mehr
Noch nie wurde in der Öffentlichkeit so viel über Landwirtschaft diskutiert wie heute. Im Fernsehen sind immer mehr Bilder von Schweinen oder Hühnern in zu engen Ställen zu sehen. Antibiotika-Einsatz, Gentechnik und Landraub werden thematisiert. Das löst eine gesellschaftliche Debatte über Lebensmittel und alles, was dazu gehört, aus und bringt die Agrarindustrie zumindest in Erklärungsnot.
Das Grüne Gift - Sojaanbau in Argentinien und die Folgen für die Gesundheit der Menschen
Interview mit Sofia Gatica und Maria del Milagro Godoy über Sojaanbau in Argentinien, die Folgen, die Rolle Europas und Erfolge gegen Pestizideinsatz.
Einheimische Futterpflanzen statt Soja aus Übersee
Die großen Unternehmen des Agrarhandels sowie Vertreter der Futtermittelindustrie behaupten immer wieder: „Es geht nicht ohne Import-Soja“. Aber ist das wirklich so? Wahr ist, dass die EU große Mengen Soja überwiegend aus den USA, Brasilien, Argentinien und in jüngster Zeit auch zunehmend aus Paraguay importiert. Jährlich landen so über 30 Millionen Tonnen der eiweißreichen Bohne zumeist in den europäischen Futtertrögen. Allein in Deutschland sind es 4,5 Millionen Tonnen Sojaschrot – dass entspricht einer Ackerfläche von etwa 2 Millionen Hektar, die wir „importieren“.
Neue Regeln für das Land
Weltweit nehmen die Investitionen in Land, Wälder und Fischerei-Ressourcen zu. Großflächige Transaktionen führen regelmäßig zu Konflikten über Eigentum und Nutzungsrechte, bei denen vorherige Nutzer oft benachteiligt werden („land grabbing“). Daher entstand im UN-Ausschuss für Welternährungssicherheit – angelehnt an die positiven Erfahrungen mit ähnlichen Leitlinien zum Recht auf Nahrung – die Initiative...
Tagungsbericht: "Grüner Handel - Rosige Zeiten?"
Am 28. September 2012 veranstaltete Germanwatch gemeinsam mit dem Forum Umwelt und Entwicklung, Powershift, Misereor und dem BUND als Abschluss eines zweijährigen, vom Umweltbundesamt geförderten Projektes die Tagung „Grüner Handel – Rosige Zeiten?“. Im Mittelpunkt standen die klima und entwicklungspolitischen Folgen exportorientierter Landwirtschaft sowie grüner Technologien und erneuerbarer Energien.
Wie Landwirtschaftspolitik Menschen bewegt
Die Diskussion um die Reform der europäischen Agrarpolitik geht in die entscheidende Phase. Die Kampagne „Meine Landwirtschaft“, deren Mitträger Germanwatch ist, hat dabei 2012 einiges bewegt: Über 20.000 Menschen demonstrierten im Januar in Berlin gegen Lebensmittelskandale...
Klimagericht
Im Mittelpunkt des Kurzfilms „Klimagericht” stehen die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die Ernährungssicherheit in Entwicklungsländern. Der Regisseur Peter Wedel produzierte den Film im Auftrag von Germanwatch und Brot für die Welt und mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Unterschriftenaktion
Nahrungsmittel aus europäischer Überfluss-Produktion machen mit künstlich billig gehaltenen Preisen regionale und lokale Märkte in armen Ländern kaputt. Dadurch werden die Bäuerinnen und Bauern ihrer Lebensgrundlage beraubt. Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner kann das ändern. Machen wir Druck auf die Politik: Jede Stimme zählt!
Warum ich Germanwatch wichtig finde - Lutz Ribbe
"Deutschland und die Europäische Union haben als wichtige Akteure im internationalen (Agrar-)Handel eine besondere globale Verantwortung. Ihr Handeln hat wirtschaftliche, soziale und ökologische Auswirkungen, gerade auch in Schwellen- und Entwicklungsländern. Damit dieser entwicklungspolitische Blickwinkel in der agrarpolitischen Diskussion nicht verloren geht, braucht es Organisationen wie Germanwatch. Sie sorgen für den unerlässlichen und kompetenten Blick über den Tellerrand." (Oktober 2012)