Einheimische Futterpflanzen statt Soja aus Übersee
Einheimische Futterpflanzen statt Soja aus Übersee
Ackerbohnenernte in Warstein/Westfalen. Foto: Christoph Dahlmann
Die großen Unternehmen des Agrarhandels sowie Vertreter der Futtermittelindustrie behaupten immer wieder: „Es geht nicht ohne Import-Soja“. Aber ist das wirklich so? Wahr ist, dass die EU große Mengen Soja überwiegend aus den USA, Brasilien, Argentinien und in jüngster Zeit auch zunehmend aus Paraguay importiert. Jährlich landen so über 30 Millionen Tonnen der eiweißreichen Bohne zumeist in den europäischen Futtertrögen. Allein in Deutschland sind es 4,5 Millionen Tonnen Sojaschrot – dass entspricht einer Ackerfläche von etwa 2 Millionen Hektar, die wir „importieren“.
In Deutschland bietet sich der Anbau von Körnerleguminosen (Hülsenfrüchtler) an. Neben Ackerbohne, Erbse und Lupine auch regional die Sojabohne. Nicht zu vergessen die Leguminosen im Feldfutterbau wie Klee oder Luzerne, die im Gemenge mit Gras ein sehr schmackhaftes und eiweißreiches Grundfutter speziell in der Rindviehfütterung sind. Aber leider werden sie viel zu selten angebaut. Nur noch auf 350.000 von insgesamt 12 Millionen Hektar der deutschen Ackerfläche finden sich Kleegrasgemenge oder Körnerleguminosen. In den 1950iger Jahren wuchsen sie noch auf 1,4 Millionen Hektar. Da sie durch ihre Knöllchenbakterien in der Lage sind, den Luftstickstoff zu nutzen, sind sie quasi Selbstversorger. Eine zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft, billiger synthetischer Stickstoff und die arbeitsteilige Welt sind nur einige Gründe für ihren massiven Rückgang.
Von einer Autarkie bezüglich der Versorgung mit Eiweißfutter für Europa und für Deutschland soll hier gar nicht geträumt werden. Aber einen Großteil des Sojas zu ersetzen, ist sinnvoll und machbar. Innerhalb des in Nordrhein-Westfalen laufenden Projektes „Vom Acker in den Futtertrog“ begleitete die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) in den letzten zwei Jahren konventionelle wie auch ökologische Betriebe beim Leguminosenanbau.
Es zeigte sich, dass die für diese Region typische Körnerleguminose Ackerbohne durchaus sehr gute Erträge liefert. Im Idealfall konnte sie ökonomisch mit den Hauptkulturarten Weizen, Raps und Mais konkurrieren. Die Betriebe setzen die Ackerbohne auch erfolgreich in ihrer Futtermischung ein und sparen an Import-Soja. Bei den aktuell hohen Sojaschrotpreisen ist dies sehr lukrativ für die Landwirte.
Es darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass es auch pflanzenbauliche Probleme gibt. Speziell im ökologischen Landbau spricht man deshalb von der sogenannten „Leguminosenmüdigkeit“ – ein Sammelbegriff für nachlassende Erträge dieser Kulturarten. Verstärkte Forschungs- und Züchtungsaktivitäten könnten hier für Abhilfe sorgen.
Dies allein reicht aber nicht aus. Marktanreize sind zu schaffen und diese werden mitunter beeinflusst durch politische Rahmenbedingungen und Fördermaßnahmen. Eine ist die „vielfältige Fruchtfolge“. Bei dieser in einigen Bundesländern angebotenen Agrarumweltmaßnahme verpflichten sich Landwirte, auf ihren Flächen mehrere Kulturen anzubauen. Darunter auch zwischen fünf und zehn Prozent Leguminosen, wofür sie einen finanziellen Ausgleich erhalten.
Noch nachhaltiger wäre ein vorgeschriebener Anteil von Leguminosen auf europäischer Ebene. Innerhalb der Debatte zur EU-Agrarreform streiten Umweltverbände und die AbL dafür, dass zukünftig nur noch diejenigen die vollständige Höhe der Direktzahlungen bekommen, die in der Fruchtfolge einen verbindlichen Mindestanteil von 20 Prozent Leguminosen einhalten. Dies wäre ein großer Schritt Richtung wirklicher Nachhaltigkeit und würde manche ökologischen und sozialen Folgen des jetzigen Soja-Anbaus lindern.
Christoph Dahlmann, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
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