Europaweit laufen Bestrebungen zur Förderung nachhaltiger Geldanlagen. Anfang 2001 wurde als deutscher Dachverband das Forum Nachhaltige Geldanlage gegründet. Für GERMANWATCH sprach Stefan Rostock mit dem Vorstandsvorsitzenden des Forums Walter Kahlenborn.

SR: Herr Kahlenborn, was sind die Ziele des Forums Nachhaltige Geldanlage und wie verlief die Entwicklung seit der Registrierung im Juli diesen Jahres?

WK: Das Forum ist ein Zusammenschluss verschiedenster Unternehmen und Institutionen, die alle Interesse am Thema nachhaltige Geldanlagen haben. Seit der Registrierung haben wir etwa zwei Dutzend neuer Mitglieder hinzugewonnen und zahlreiche Initiativen starten können. Das übergeordnete Ziel all dieser Initiativen ist, die Entwicklung nachhaltiger Geldanlagen zu fördern und die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen für diesen Markt zu verbessern.

SR: Womit wollen Sie nachhaltiges Investieren aus seiner Nischenecke herausbekommen?

WK: Die Aktivitäten des Forums sind vielfältig. Sie reichen von Öffentlichkeitsund Pressearbeit über Expertentreffen, von politischer Lobbyarbeit über Weiterbildungsveranstaltungen bis hin zur Förderung wissenschaftlicher Projekte. All diese Aktivitäten sind wichtig mit Blick auf das Ziel, Nachhaltigkeit zu einem festen Bestandteil jeder Diskussion über verschiedene Optionen der Geldanlage zu machen.

SR: Die Rendite "grüner" Produkte ist mittlerweile mit denen konventioneller Produkte vergleichbar; manche Studien sagen sogar "mindestens gleichwertig". Warum lässt der Erfolg am Anlegermarkt auf sich warten?

WK: Es gibt kaum noch andere Marktsegmente im Finanzsektor, die so schnell wachsen wie der Bereich nachhaltiger Geldanlagen. Die Zahl der Anbieter von Finanzdienstleistungen, die keine nachhaltigen Geldanlagen im Angebot haben und die dies für die Zukunft auch nicht beabsichtigen, schwindet von Tag zu Tag. Wir kommen dem "Erfolg" also durchaus rasch näher.

SR: Der Kunde fragt oft nach dem Umweltnutzen seiner Anlageentscheidung. Welche konkreten Auswirkungen gibt es?

WK: Eine Studie des Bundesumweltministeriums hat zahlreiche Effekte aufgezeigt und in der Praxis nachgewiesen. Von vorrangiger Bedeutung sind demnach: Finanzierungseffekte zugunsten umweltfreundlicher Unternehmen; eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von umweltfreundlichen Unternehmen; indirekt ausgelöste (unbeabsichtigte) Verbesserungen des Umweltmanagements; eine ökologisch orientierte bewusste Beeinflussung der Unternehmensaktivitäten.

SR: Unternehmen werden oft von Fondsmanagern anhand der Quartalsberichte auf Top-Rendite 'gedrillt'. Welche Art von Engagement erwarten Sie von einer nachhaltigen Altersvorsorge?

WK: Vermutlich wird es im Rahmen der neuen kapitalgedeckten Altersvorsorge stärker als bisher dazu kommen, dass Unternehmen kritisch mit Blick auf ihre Umweltleistungen und ihre sozialen Aktivitäten analysiert werden. Als Ergebnis wird sich dann auch eher ein konstruktiver Dialog zu Einzelfragen mit denjenigen Unternehmen anschließen, in die investiert wird oder investiert werden soll.

SR: Was sind die kommenden Aktivitäten des Forums?

WK: Ende November steht die Gründung des Eurosif, des europäischen Dachverbandes der einzelnen nationalen Foren für nachhaltige Geldanlagen, an. Daneben gilt nach wie vor ein Hauptaugenmerk des Forums der Umsetzung der Berichtspflicht im Rahmen der Altersvorsorge. Ferner sind wir bereits mit Vorbereitungen zu zahlreichen Veranstaltungen im Rahmen der Messe "Grünes Geld" nächstes Jahr in Hannover befasst.

• Weitere Infos zum Forum nachhaltige Geldanlagen: www.forum-ng.org