Die OECD-Leitsätze für Multinationale Unternehmen sind das aktuell umfassendste und weitreichendste Instrument für globale Unternehmensverantwortung. In einer Befragung wollte Germanwatch von etwa 20 großen deutschen Unternehmen, die sich ausdrücklich zu den Leitsätzen bekennen, Informationen zu ihrer Umsetzung der sozialen und ökologischen Ziele erhalten. Außerdem sollten die Unternehmen Auskünfte über die Integration der OECD-Leitsätze in die Unternehmensstrategie geben und schließlich die Leitsätze bewerten.

Die Antworten der befragten Unternehmen - darunter Automobilkonzerne, Telekommunikationsunternehmen, Versicherungen, Energieversorger, Textilhersteller sowie Tourismusunternehmen - waren sehr unterschiedlich. Während einige der angefragten Unternehmen ausführliche Informationen zu ihrer Nachhaltigkeitsstrategie machten, gaben andere keine oder nur unvollständige Antworten ab, z.B. Bayer und Volkswagen. Es wurde deutlich, dass einige Firmen die Leitsätze bereits intensiv analysiert und konkrete Strategien zu deren Umsetzung implementiert haben, während andere Unternehmen sich lediglich zu den Grundsätzen bekennen. Zudem ist festzustellen, dass mit Adidas, C&A sowie Karstadt-Quelle alle befragten Textilunternehmen vollständig und als erste den Fragebogen beantwortet haben.

Die meisten Unternehmen finden die Leitsätze verständlich formuliert und halten eine weitere Konkretisierung oder sektorspezifische Auslegung nicht für erforderlich. Allerdings haben viele Unternehmen bisher lediglich unzureichende Strategien zur Umsetzung und Kommunikation der Leitsätze entwickelt. Zumeist nutzen die Konzerne die Leitsätze zur Entwicklung eigener unternehmensspezifischer Standards.

In den meisten Unternehmen erfolgt die Berichterstattung über einen Managementbericht. Einige Unternehmen dokumentieren die Leitsätze zudem auf ihrer Website, in Mailings oder Workshops. Außerdem berichteten die Unternehmen über mangelndes Interesse der Kunden und anderer Stakeholder. Dies zeige den geringen Bekanntheitsgrad der Leitsätze in der Öffentlichkeit. Die Umsetzung der Leitsätze und auch anderer sozialer und ökologischer Standards ist oft nur mangelhaft in die Unternehmensstrategie integriert, da eine spezielle Nachhaltigkeits-Abteilung oft eher parallel zu den anderen Abteilungen als mit ihnen zusammen arbeitet.

Da NRO und Gewerkschaften bei Nichteinhaltung der Leitsätze Beschwerden vorbringen können, droht Unternehmen bei Nichteinhaltung der OECD-Leitsätze ein Reputationsrisiko.
 

Anika Busch