Computer als Goldgrube

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Computer als Goldgrube

Rohstoffe für die Herstellung von Informationselektronik

 

Laptops, Computer und Handys enthalten neben Gold auch Silber und Platin sowie zahlreiche weitere Minerale. Der starke Boom der Informationtechnologie (IT) lässt auch die Nachfrage nach diesen Rohstoffen in die Höhe schnellen. Von der weltweiten Kobaltproduktion werden beispielsweise 25 Prozent für wiederaufladbare Batterien verbraucht. Die Tendenz ist stark steigend und treibt den Kobaltpreis in die Höhe.

Manche Rohstoffe werden nur in geringen Mengen verarbeitet, sind aber wie Coltan essentielle Rohstoffe für diese Industrie. Auch Zinn stellt ein wichtiges Mineral für die IT-Industrie dar. Der überwiegende Teil der Rohstoffe wird heute in Entwicklungsländern abgebaut. Dort tragen die Rohstoffe aber nicht unbedingt zum Reichtum der Länder, sondern oft zu Problemen bei.

Rohstoffhandel kann Bandenkriege anheizen, wie zum Beispiel der Handel von Coltan und Zinnerz im Kongo. Häufig werden die Rechte lokaler Gemeinschaften verletzt, die im Umfeld von Rohstoffvorkommen leben. Insbesondere beim großflächigen Goldtagebau kommt es zu Zwangsumsiedlungen. Kleinbauern in Ghana erhielten in der Vergangenheit nur eine Entschädigung von sieben Dollar für einen Kakaobaum, der im Jahr einen Ertrag von 35 Euro einbringen würde. Wer eine Arbeit im Rohstoffabbau gefunden hat, leidet oft unter geringen Löhnen und ernsthaften Gesundheitsproblemen. So fehlen häufig Arbeitsschutzmaßnahmen oder sind sehr mangelhaft. Zunehmend werden Rohstoffe auch in Quellgebieten wichtiger Flüsse erschlossen und gefährden die lokale Wasserversorgung, da Wasser umgeleitet oder verseucht wird. In einigen Fällen, z.B. beim Platinabbau in Südafrika, hat der Widerstand gegen den Rohstoffabbau zu Auseinandersetzungen mit Todesfällen geführt.

Vielfach investieren multinationale Konzerne in den Rohstoffabbau. Eine Weltbankstudie ergab, dass der Kobaltabbau in Sambia nach seiner Privatisierung die Umwelt stärker verschmutzte als unter staatlicher Führung. Häufig geben sich die Entwicklungsländer einem Wettbewerb um ausländische Investitionen hin und reduzieren dabei die Umwelt- und Sozialstandards im Bergbau.

Ein wichtiger Schritt, um den Nutzen des Bergbaus für die lokalen Gemeinden zu erhöhen, sind Transparenz-Initiativen. Unternehmen sollen offenlegen, welche Gebühren und Steuern sie an Regierungen zahlen. Lokale Gemeinden können dann eine demokratisch kontrollierte Nutzung der Gelder verlangen.

Direkter Druck von Konsumenten ist schwierig, da Verbraucher im Gegensatz zu Kaffee oder Bananen die Minerale nicht im Geschäft kaufen. Deshalb stehen die verarbeitenden Unternehmen, auch die Telekommunikationsindustrie, in der Verantwortung. Diese gehen wie die Telekom erste Schritte, können aber bisher kaum die komplexen Transportwege ihrer Zulieferfirmen kontrollieren.

Recycling ist ein weiterer Ansatz. Ein ausgemusterter Computer ist nicht Müll, sondern eine wichtige Rohstoffquelle. Die Richtlinie zu Elektroschrott auf EU-Ebene und die StEP-Initiative auf UN-Ebene fördern jetzt die Rückgewinnung der Minerale.
 

Cornelia Heydenreich
 

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