"Mit dem Verkauf dieses Handys werden keine Kriege in Afrika finanziert"

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"Mit dem Verkauf dieses Handys werden keine Kriege in Afrika finanziert"

 

Haben Sie einen solchen Aufdruck beim Kauf Ihres Handys auf der Verpackung gefunden? Nein? Das ist kein Wunder, denn transparente Handelswege gibt es in diesem Bereich nicht.

Ein wichtiger Rohstoff für die Handy-Herstellung ist Coltan. Es enthält das seltene und teure Metall Tantal. Insbesondere der Boom der Mobilfunkindustrie machte Coltan zu einem sehr begehrten Rohstoff auf dem internationalen Markt.

Das Verlangen nach Rohstoffen hat 1996 wesentlich zum Entstehen eines Krieges in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) beigetragen, der bisher bis zu vier Millionen Menschen das Leben gekostet hat. Trotz Friedensabkommen und einer demokratisch legitimierten Regierung setzt sich der Konflikt im Ostkongo fort. Täglich sterben 1.000 Menschen aufgrund von Kampfhandlungen und humanitären Katastrophen. 1,25 Millionen Menschen sind auf der Flucht.

Bereits 2001 stellten die Vereinten Nationen in einem Bericht zur illegalen Ausbeutung von Rohstoffen in der DR Kongo fest, dass das Ziel des Krieges die Kontrolle und Ausbeutung von Rohstoffen wie Coltan, Diamanten und Gold sei. Kürzlich bestätigte ein weiterer Bericht der UN, dass noch heute die illegal gewonnenen Rohstoffe die Hauptfinanzierungsquelle der Rebellen seien. Nach einer jüngsten Studie des Pole-Instituts halten heute v.a. Zinnerze den Konflikt am Laufen.

Die Rohstoffe werden zumeist von lokalen Schürfern unter primitivsten und unmenschlichen Bedingungen abgebaut. Internationale Firmen oder Zwischenhändler zahlen dafür Abgaben an die Rebellen und finanzieren damit Waffenkäufe.

Das Entwicklungsministerium (BMZ) setzt auf Transparenz und zertifizierte Handelsketten. Ein Verfahren vergleichbar dem Kimberley-Prozess, einer Zertifizierung für Diamanten, wird angestrebt. Zudem soll die Handelskette vom Erzeuger bis zum Verbraucher kontrolliert werden. Eine solche Zertifizierung ist aber nur dann sinnvoll, wenn sich alle Import- und Exportländer beteiligen.

Auch die verarbeitenden Firmen stehen in der Verantwortung. So versucht die GeSI-Initiative, eine Sektorinitiative der Informationselektronik, deren Lieferkette zu durchleuchten.

Ein weiterer wichtiger Ansatz wird von der Kampagne "Publish What You Pay" (PWYP) und von Transparency International getragen. Die Organisationen fordern, dass alle Konzerne veröffentlichen, welche Gebühren und Steuern sie für ihre Rohstoff-Geschäfte an die Regierungen zahlen. Multinationale Firmen müssten somit ihre Geschäfte transparenter machen.

Im Mai 2006 trat die DR Kongo unter internationalem Druck der EITI (Extractive Industry Transparency Initiative) bei. Ein technisches Komitee aus Regierung, Zivilgesellschaft und Industrie wurde gegründet. Die neue Regierung scheint aber im Alleingang über die Rohstoffnutzung entscheiden zu wollen und ließ erst im September 2007 die anderen Partner des Komitees bei einem Erlass zur Umsetzung der EITI außen vor. Um den Strategien zum Erfolg zu verhelfen, muss jedoch auch die kongolesische Regierung in demokratischer und transparenter Weise mit den Rohstoffen umgehen.
 

Dr. Karin Müller
Die Autorin ist Koordinatorin des Ökumenischen Netzes Zentralafrika (ÖNZ).
 

Weitere Infos: Ökumennisches Netz Zentralafrika

 

 

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