Handypfand – ein intelligentes Regelwerk für Ressourcenschonung?
Handypfand – ein intelligentes Regelwerk für Ressourcenschonung?
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen hat es 2012 vorgeschlagen, die Grünen forderten es im selben Jahr im Bundestag, die Deutsche Umwelthilfe setzt sich dafür ein und im Frühjahr dieses Jahres auch der Nachhaltigkeitsrat: das Handypfand. Denn viele alte Mobiltelefone schlummern in Schubladen oder landen im Restmüll. Dabei könnte ein beträchtlicher Teil der etwa 30 Metalle, die in einem Handy verbaut sind, durch gutes Recycling zurückgewonnen oder die Telefone sogar noch einmal aufgemöbelt werden. Es scheitert jedoch insbesondere am begrenzten Rücklauf, der in Deutschland momentan nur bei etwa 28 Prozent liegt. Könnte ein Handypfand das Problem beheben?
Was kann ein Pfandsystem?
Autobatterien zeigen mit einer Rücklaufquote von nahezu 100 Prozent, dass Pfandsysteme zur Erfolgsgeschichte werden können. Durch ein Handypfand würde zudem eine getrennte Sammlung von Handys gewährleistet. Dies erhöht die Möglichkeit für Wiederverwendung und ergiebigeres Recycling ungemein im Vergleich zu derzeitigen gemischten Sammlungssystemen. Da insbesondere kleine Geräte schnell im Restmüll landen oder zu Hause verstauben, macht es Sinn, mit einem Pfand bei diesen Geräten zu beginnen. Funktioniert es hier, ließe sich das System auch auf andere Elektronikgeräte ausweiten. In einer Studie der Deutschen Umwelthilfe von 2013 argumentierten Recyclingunternehmen zudem, dass es sich erst bei genügend Alt-Geräten lohne, weiter in Recyclingmethoden zu investieren.
Wie wird daraus eine intelligente Regelung?
Es gibt jedoch auch zahlreiche Hürden für ein Pfandsystem. Im Rahmen der erwähnten DUH-Studie nannten die Teilnehmenden einer Umfrage insbesondere die erwarteten hohen Kosten und die bürokratischen Hindernisse. Aber auch die geeignete Höhe des Pfandpreises ist noch strittig: Er muss hoch genug sein, sodass die VerbraucherInnen ihre Bequemlichkeit überwinden und das Handy auch wirklich zurückbringen. Gleichzeitig darf er nicht zu hoch sein, um nicht zu viel Geld über lange Zeit zu binden. Unter anderem aufgrund des internationalen Internethandels muss gut überlegt werden, wie Unklarheiten bei der Pfandzuordnung zu lösen sind. Auch Datensicherung und -schutz bei eventueller Wiederverwendung ist ein Problem. Diesem will sich die Regierung laut Koalitionsvertrag jedoch annehmen.
Alternatives Rücknahmesystem?
Vor diesem Hintergrund führt die DUH-Studie auch eine Alternative auf, die Gegner des Handypfandes favorisieren: Die Einrichtung eines kundenfreundlichen und einfachen Rücknahmesystems für alle ressourcenintensiven Elektro- und Elektronikkleingeräte. Die Überarbeitung des ElektroG (s. Artikel "Es geht nicht nur um Schrott") bietet dafür eine Chance. Falls dies nicht die erforderlichen Ergebnisse bringt, sollte die Bundesregierung die Idee mit dem Handypfand aufgreifen und schauen, wie sich die bestehenden Bedenken mit einer intelligenten Ausgestaltung umschiffen lassen.
Johanna Sydow