Handyrankings unter der Lupe

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Handyrankings unter der Lupe

Möglichkeiten und Grenzen

 
Fair gehandelter Kaffee aus Peru, biologisch produzierte Milch aus der Region – bei vielen Produkten des täglichen Bedarfs kann die kritische Verbraucherin eine öko-faire Variante wählen. Aufgerüttelt durch Berichte über Konfliktrohstoffe im Handy, über erschreckende Produktionsbedingungen in chinesischen Fertigungsbetrieben und bedenkliche Schwermetalle in den IT-Geräten fragen mehr und mehr VerbraucherInnen auch bei Handys und Computern nach ökologischen und fairen Alternativen.

Leider ist es in der Praxis ungleich schwerer, entsprechende Geräte zu finden. Es gibt bislang noch kein wirklich faires und nachhaltiges Handy, auch keinen entsprechenden Laptop oder MP3-Player. Erste Ansätze wie das Fairphone oder die NagerIT-Computermaus haben sich auf den weiten Weg gemacht, können aber noch keine vollständig fairen Geräte anbieten. Das sagen diese Vorreiterinitiativen auch so.

Rankings sollen Orientierung geben ...

In den letzten Jahren sind mehrere Rankings entstanden, die VerbraucherInnen bei ihrer Kaufentscheidung Orientierung geben wollen. Einige, wie der „Guide to Greener Electronics“ von Greenpeace, bewerten die Hersteller, während der Eco-Index von Telefónica oder das NABU-Handyranking Handymodelle beurteilen. Die bei den Produktrankings angelegten ökologischen und sozialen Kriterien sind sehr unterschiedlich. Deswegen kommen sie auch zu verschiedenen Ergebnissen. Apple bzw. sein iPhone schneidet zum Beispiel in den Bewertungen sehr unterschiedlich ab und nicht alle berücksichtigen kleine Firmen wie Fairphone.

Ein Problem der Rankings ist die Datenlage. Sie beruhen hauptsächlich auf Aussagen der Hersteller und nicht auf unabhängigen Informationen Dritter. Insbesondere die Angaben zu sozialen Standards im Produktionsprozess, die sich nicht am Gerät selbst ablesen lassen, sind nur begrenzt verlässlich. Und sofern die Informationen die Realität widerspiegeln, zeigen sie immer wieder skandalöse Produktionsbedingungen auf. Unterschiede diesbezüglich gibt es zwischen den einzelnen Unternehmen bislang kaum.

... können aber nichts Faires finden

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob Rankings nicht den zweiten Schritt vor dem ersten beschreiten. Wirklich faire und nachhaltige Geräte gibt es noch nicht und sie können auch nicht „herbeigerankt“ werden. Zwar können nach Erfahrung der unabhängigen Initiative „Rank a Brand“ zumindest Unternehmensrankings den Herstellern gewisse Anreize setzen. Mobilfunkanbieter und Hersteller dürfen sich mit Rankings aber nicht aus der Verantwortung ziehen und allein auf die VerbraucherInnen verweisen. Sie müssen dafür sorgen, dass die Standards in ihren Lieferketten eingehalten werden. Da dies oft nicht freiwillig geschieht, braucht es hierfür auch staatliche Rahmensetzungen.

Für die VerbraucherInnen bleibt festzuhalten, dass die Vielzahl an Rankings aufgrund der unterschiedlichen Kriterien und Ergebnisse eher Verwirrung als Orientierung schaffen. KonsumentInnen sollten sich immer fragen, ob ein neues Produkt wirklich notwendig ist. Und dann ein Produkt kaufen, dass sie lange nutzen können. Austauschbare Akkus und Ersatzteile reduzieren den Rohstoff- und Energieverbrauch.
 

Cornelia Heydenreich & Johanna Sydow

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