Notebooks lieber reparieren statt aussortieren
Notebooks lieber reparieren statt aussortieren
Das UBA hat eine Studie zum Klimaschutz und der Herstellung von Notebooks veröffentlicht. Worum ging es?
Wir haben uns die Frage gestellt, ob diese Empfehlung auch für Produkte der Informations-und Kommunikationstechnik zutrifft: Kaufen Sie aus Klimaschutzgründen möglichst rasch energiesparendere Geräte. Am Beispiel von Notebooks wollten wir es genauer wissen. Wie belastet die Herstellung das Klima? Wie lange müssten wir das neue Notebook benutzen, bis sich – aus Sicht des Klimaschutzes – die Investition in ein neues, energieeffizienteres Gerät rechnet? Das hat das Öko-Institut Freiburg zusammen mit weiteren Expertinnen und Experten für uns untersucht.
Was ist das Ergebnis der Studie?
Die Ergebnisse sind auch für uns überraschend. Die Herstellungsphase wurde bisher unterschätzt. Über die gesamte Lebensdauer des Notebooks macht die Herstellung mehr als die Hälfte der klimaschädlichen Emissionen aus. Wenn das neue Notebook 10 % effizienter ist als das alte, dann müssten wir es viele Jahrzehnte benutzen, um den Aufwand aus der Herstellung durch die Ersparnis in der Nutzung wieder zu kompensieren. Die genauen Zahlen hängen von der Datengrundlage und anderen Faktoren ab. Wir haben es in verschiedenen Szenarien durchrechnen lassen. Wie wir es auch drehen und wenden: Selbst mit unrealistisch hohen Effizienzsteigerungen amortisiert der Herstellungsaufwand sich nicht innerhalb der Lebensdauer des neuen Notebooks. Leider lässt sich das auch mit hochwertigem Recycling nicht ändern, so sinnvoll das Recycling selbstverständlich ist.
Was bedeutet das für die Nutzung von Notebooks?
Die wichtigste Botschaft lautet: Nicht den neuesten Trends hinterherlaufen! Wir möchten niemandem den Spaß an der Technik verderben. Doch jeder Nutzer sollte sich gut überlegen, ob er oder sie für seine Anwendungen wirklich ein neues Notebook braucht. Oft bleibt das Notebook noch fit mit anderen Programmen oder ein paar Umbauten.
Es geht im Übrigen nicht nur um den Energieverbrauch bei der Herstellung. Denken Sie an die Rohstoffe, an die Umweltauswirkungen bei der Rohstoffgewinnung und an die Folgen für die Menschen in diesen Regionen. Läuft das alte Notebook noch ein paar Jahre länger, werden weniger Rohstoffe aus der Erde geholt.
Wenn Sie wirklich ein neues Gerät benötigen, weil das alte nicht mehr zu reparieren oder genügend leistungsfähig ist, dann sollten Sie darauf achten, ein möglichst energiesparendes Gerät zu kaufen. Und es sollte das leisten, was Sie damit erledigen möchten. Wer im Internet surfen und Post erledigen will, braucht kein „Gamer-Notebook“. Vielleicht kann das neue Notebook auch ein Gebrauchtes sein. Viele Händler und große Hersteller bieten inzwischen geprüfte gebrauchte Geräte mit Garantie an.
Nur durch ein verändertes Verbraucherverhalten kommen wir sicher nicht weiter. Welche Maßnahmen schlagen Sie vor, um die Nutzungszeit zu verlängern?
Schon im Design werden die Weichen für eine lange Nutzungsdauer gestellt. Aber es gibt noch mehr Möglichkeiten. Es ist oft schwierig, für ein wenige Jahre altes Notebook noch Ersatzteile oder einen neuen Akku zu bekommen. Hier sind die Hersteller gefragt, länger als bisher Ersatzteile bereitzuhalten. Sinnvoll wäre es auch, Komponenten und Schnittstellen mehr als bisher zu standardisieren. Das würde Umbauten und Reparaturen erleichtern. Die Geräte sollten generell so gebaut sein, dass die Nutzer oder PC-Werkstätten sie gut reparieren können. Zum Beispiel sollte der Akku nicht fest mit dem Gerät verbunden, sondern entnehmbar sein. Wir setzen hier langfristig auf die Ökodesignrichtlinie, weil wir nur im Europäischen Rahmen zu Lösungen kommen können.
Dr. Michael Angrick leitet im Umweltbundesamt den Fachbereich III – Nachhaltige Produktion und Produkte, Kreislaufwirtschaft.
Interview: Cornelia Heydenreich
Die Studie wird veröffentlicht unter: