Umweltschutz auf freiwilliger Basis?
Umweltschutz auf freiwilliger Basis?
in die Pflicht genommen werden müssen
Weltweit verschwinden im Jahr 13 Millionen Hektar Wald. Eigentlich sollte diese Zahl bereits im vergangenen Jahr halbiert worden sein. Auf dieses gemeinsame Ziel hatten sich Regierungen, Zivilgesellschaft und Unternehmen wie McDonalds, Nestlé oder Ferrero im Rahmen der New York Declaration on Forests im Jahr 2014 geeinigt. Insgesamt haben sich mehr als 250 der einflussreichsten Unternehmen und Finanzinstitutionen, deren Lieferketten Wälder gefährden, Ziele gesetzt, um ihren Beitrag zur Waldvernichtung zu senken. Das weltweite Fortschreiten des Waldverlusts konnten die freiwilligen Selbstverpflichtungen aber bisher nicht stoppen.
Sind freiwillige Selbstverpflichtungen also zwecklos? Brasiliens Soja-Moratorium zum Schutz des Amazonas-Regenwalds galt nach seiner Unterzeichnung 2006 als Hoffnungsträger. Dieses Abkommen zwischen Sojaindustrie und Zivilgesellschaft verbietet den Anbau von Soja auf Flächen in der Amazonasregion, die nach 2008 gerodet wurden. Bis 2020 konnte dadurch die Abholzung für den Sojaanbau im Amazonas auf unter zwei Prozent reduziert werden. Dieses Aufatmen der „grünen Lunge“ hatte jedoch verheerende Auswirkungen auf den angrenzenden Cerrado. In der artenreichen Savannenregion nimmt die Abholzung seit Unterzeichnung des Moratoriums rapide zu. Der Cerrado verschwindet damit doppelt so schnell wie der Amazonas-Regenwald und läuft Gefahr, bis 2030 komplett gerodet zu sein.
Anhand des Soja-Moratoriums werden die Grenzen freiwilliger Selbstverpflichtungen deutlich: Die Versprechen beschränken sich häufig auf bestimmte Ökosysteme. Ihre Einhaltung überwachen die unterzeichnenden Unternehmen selbst. Eine Berichtspflicht besteht selten. In den vergangenen zwei Jahren machten ein Drittel der Unternehmen, die sich zur Vermeidung von Abholzung verpflichtet hatten, keine Angaben zum Fortschritt ihrer Maßnahmen gegen Entwaldung. Sanktionen gab es dafür keine.
In der Deklaration von New York einigten sich die Vertreter:innen aus Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft, die Entwaldung bis 2030 weltweit zu beenden. Um dieses Ziel innerhalb von nur noch neun Jahren zu verwirklichen, reichen Selbstverpflichtungen nicht aus. Die verantwortlichen Unternehmen müssen gesetzlich in die Pflicht genommen werden.