Der Waldvernichtung den Geldhahn zudrehen
Der Waldvernichtung den Geldhahn zudrehen
Europas Nachfrage nach Soja, Palmöl, Holz und Rindfleisch ist ein wichtiger Treiber globaler Entwaldung. Alle, die an diesen Wertschöpfungsketten beteiligt sind, brauchen Kredite von Banken oder Finanzierung von Investor:innen. Wenn Finanzierung für Produktion, Handel und Vertrieb dieser Güter daran geknüpft würde, dass Entwaldung wirksam vermieden wird, wäre das ein mächtiger Hebel zur Rettung der verbliebenen Wälder.
Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, den Nachhaltigkeitsgedanken auf den Finanzmärkten zu stärken. Kreditgeber:innen und Investor:innen sollen befähigt werden, Umwelt- und Sozialfolgen ihrer Investitionsentscheidungen standardmäßig einzubeziehen. Hierbei müssten auch die Risiken von Entwaldung berücksichtigt werden. Ob das gelingt, ist offen, denn die entsprechenden EU-Regeln sind politisch umkämpft.
Damit Investor:innen Klimarisiken berücksichtigen können, müssen diese transparent sein. Das hat drei Dimensionen:
- Erstens die Auswirkungen, die der Klimawandel auf eine wirtschaftliche Aktivität hat. Ein Produzent von „Biodiesel“ aus Palmöl sollte beispielsweise das Risiko von Ernteausfällen aufgrund sich häufender Dürren offenlegen.
- Zweitens die Auswirkungen, die die wirtschaftliche Aktivität auf den Klimawandel hat. In unserem Beispiel also die CO2-Emissionen, die bei der Produktion des Agrosprits entstehen – inklusive der indirekten Emissionen durch Entwaldung.
- Und drittens die Risiken, die aus der Transformation der Wirtschaft selbst entstehen, wie sinkende Nachfrage durch bewusstere Konsument:innen oder ein Verbot von Verbrennungsmotoren.
Die EU-Kommission plant dieses Jahr an zwei Stellen Verbesserungen für mehr Transparenz: einerseits die Richtlinie für Nachhaltigkeitsberichterstattung durch Unternehmen und andererseits die EU-Taxonomie, eine einheitliche Definition nachhaltiger Investitionen für mehr Transparenz im Finanzmarkt. Der Schutz von Biodiversität und Ökosystemen findet in beiden Instrumenten bislang zu wenig Beachtung. Zumindest in der EU-Taxonomie wurde die Arbeit an zusätzlichen Nachhaltigkeitskriterien für das Thema Biodiversität aber bereits aufgenommen. Wichtig bei beiden Instrumenten ist, dass Nachhaltigkeitskriterien auf wissenschaftlicher Basis erarbeitet und nicht durch politischen Druck einzelner Mitgliedsstaaten oder Wirtschaftslobbies aufgeweicht werden.