Keine Ausreden mehr
Keine Ausreden mehr
Woher wissen Schweinemäster:innen in Deutschland, ob für die Sojaration in ihrem Futtermittel Wälder vernichtet wurden? Bisher hatten sich Herstellungsbetriebe von Futtermitteln auf der Komplexität ihrer mehrstufigen globalen Lieferketten ausgeruht, die dazu führte, dass die Herkunft des Sojas oft nur schwer nachzuvollziehen war. In Zukunft könnte ein EU-Gesetz Unternehmen jedoch zu mehr globaler Verantwortung verpflichten. Angaben über Maßnahmen gegen Entwaldung entlang der Lieferketten würden dann für Unternehmen in Europa zur Pflicht (hier mehr über Sorgfaltspflichten).
Komplexe Datenanalyse für transparente Lieferketten
Die gemeinnützige Initiative TRASE erhöht seit 2016 die Transparenz in Lieferketten von Agrarrohstoffen wie Soja, Rindfleisch, Kaffee und Palmöl, die zur Vernichtung der Wälder weltweit beitragen. Durch das Verknüpfen von Daten ist es den klugen Köpfen hinter TRASE gelungen, internationale Handelsströme bis zu ihrem Produktionsstandort zurückzuverfolgen. Der Zugriff auf Satellitendaten macht es möglich, die Landnutzung an Produktionsstandorten über mehrere Jahre zurückzuverfolgen. So kann genau ermittelt werden, wo für den Anbau von Rohstoffen Wälder gerodet wurden. TRASE kann auf diese Weise Rohstoffe, Regionen, Unternehmen und Lieferketten mit hohem Entwaldungsrisik identifizieren und zeigt auf, wo angesetzt werden müsste, um rohstoffbedingte Entwaldung zu beenden.
Woher kommen die Daten?
Um die Akteur:innen entlang einer Lieferkette zu identifizieren, nutzt TRASE einen Mix aus öffentlich zugänglichen und käuflich frei zu erwerbenden Daten. Diese kommen zum Beispiel von staatlichen Datenbanken, selbst gemeldeten Angaben von Unternehmen und aus der Marktforschung. Ausfuhrdeklarationen helfen dabei, Import- und Exportunternehmen zu identifizieren und geben Aufschluss über das Einkaufsland der Fracht. Da der Preis für die Tonne Soja wesentlich von der Transportstrecke vom Produktionsstandort zum Silo und dem Exporthafen abhängt, kann das TRASE-Tool die wahrscheinlichste Lieferkettenverbindung zwischen dem Produktionsstandort und der Exportfirma ermitteln. Sollten Sojaproduzent:innen doch ein anderes Silo beliefert haben, können sie sich mit einem Nachweis an die Initiative wenden und so zur Transparenz der Lieferkette beitragen.
Mehr Handlungsdruck auf Unternehmen und Regierungen
Laut Untersuchungen von TRASE wurden 2018 knapp 3,9 Millionen Tonnen Soja aus dem brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso in die EU verkauft. 19 Prozent davon stammten von Betrieben, die illegal Flächen rodeten. Fakten wie diese können Debatten füttern und Herstellungsbetriebe von Futtermitteln und Lebensmittelunternehmen zu nachhaltigeren Handelspraktiken bewegen. Letztendlich braucht es aber politische Instrumente, die Unternehmen verpflichten, ihre Lieferketten transparent zu machen und Entwaldung in den Lieferketten zu beseitigen. Dazu zählt neben einem EULieferkettengesetz, das Unternehmen in die Pflicht nimmt, eine nationale Gesetzgebung in den Anbauländern selbst, die nachhaltige Produktionsweisen fördert, die Rechte indigener Bevölkerungsgruppen garantiert und Ökosysteme schützt.