"Mercedes: Fünf, setzen!"

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"Mercedes: Fünf, setzen!"

 

Die Klimapolitik von DaimlerChrysler gerät unter Druck. Eine aktuelle Studie prüfte die Unternehmenspolitik von zwanzig für die Emissionsentwicklung bedeutenden Unternehmen auf ihre "Klimatauglichkeit". Ergebnis: Der Konzern mit dem Stern hat die Hausaufgaben im Fach "Klimawandel" nicht gemacht und landete im Vergleich auf einem der hintersten Plätze.

 

Die Studie, die die Stuttgarter so beschämt, stammt nicht von irgendwem. Sondern von CERES, der einflussreichen Bostoner "Koalition für umweltverantwortliches Wirtschaften", in der sich 80 große Investoren, Finanzberater und Analysten (die zusammen über 300 Mrd $ Investitionskapital repräsentieren) mit Umweltorganisationen wie dem WWF, Friends of the Earth und weiteren Interessengruppen für Nachhaltigkeit zusammengeschlossen haben. Ihre Untersuchung "Die Verbindung zwischen Unternehmenspolitik und Klimawandel" wurde im Juli 2003 veröffentlicht. Sie analysiert, wie ernsthaft sich weltweit für den Klimawandel relevante Großunternehmen mit dem Klimathema beschäftigen. Geprüft wurden die Energie-, Öl- oder Automobilkonzerne Alcoa, American Electric Power, BP, ChevronTexaco, Cinergy, Conoco-Phillips, DaimlerChrysler, DuPont, ExxonMobil, Ford Motor Company, General Electric, General Motors, Honda, IBM, International Paper, Royal Dutch/Shell, Southern, Toyota, TXU and Xcel Energy.

DaimlerChrysler schneidet besonders schlecht ab. Von 14 Punkten einer Checkliste, die die Übernahme von Klima-Verantwortung abfragt, erfüllt DaimlerChrysler lediglich 5 Punkte. Positiv schneidet das Unternehmen vor allem im Bereich der Berichterstattung ab, die materielle Risiken und Chancen in Bezug auf den Klimawandel mit einschließt. Auch einen Nachhaltigkeitsbericht hat das Unternehmen veröffentlicht. Im Bereich der Emissionsdaten gibt es eine Art Inventur der Gasemissionen, die auch an die Aktionäre weitergegeben wird. Ebenfalls verfügt das Unternehmen über eine Datenerhebung über den Ausstoß von Treibhausgasemissionen der letzten zehn Jahre.

Insgesamt landet der Konzern punktemäßig im letzten Viertel - und liegt damit nur einen Punkt vor ExxonMobil, dem großen Antreiber von weltweiten Anti-Klimaschutzaktivitäten! Alle anderen getesteten Autofirmen - Toyota, Ford, General Motors und Honda - schneiden mit neun bzw. Toyota mit zehn Punkten deutlich besser ab. Laut der Studie hat das Unternehmen keine Reduktionsziele für den künftigen Ausstoß von Treibhausgasen. Des Weiteren belegt die CERES-Studie, dass es für die Mitarbeiter/ innen bei DaimlerChrysler kein Anreizsystem gibt, den Klimaschutz im Konzern voranzutreiben. Möglichkeiten der Minderung der Emissionen oder die Wirkung von Ausgleichsprojekten werden nicht ermittelt. Das Unternehmen lässt sich seine Angaben über den Ausstoß von Treibhausgasen auch nicht durch unabhängige Dritte zertifizieren.

Auf bittere Art konsequent ist, dass auch die Firmenspitze weder Taten noch Worte für den Klimaschutz übrig hat: Das Thema Klimaschutz ist im Vorstand nicht durch einen entsprechenden Ausschuss oder durch formale Berichterstattung verankert. Anders als bei Toyota, Ford und Honda gibt es kein klares Bekenntnis des Vorstandsvorsitzenden zum Klimaschutz. Während bei Honda und Toyota die Leitung der Umweltabteilung direkt dem Vorstand Rechenschaft ablegt, liegt bei DaimlerChrysler eine Ebene dazwischen.

Kurzum: DaimlerChrysler scheint den Klimawandel und die Konsequenzen für das eigene Unternehmen sträflich zu vernachlässigen. Germanwatch fordert daher alle Leser/-innen auf, sich an den Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrempp zu wenden und darauf zu drängen, diesen Zustand dringend zu ändern. Wir würden uns übrigens sehr freuen, wenn Sie eventuelle Antworten des Konzerns als Kopie an Germanwatch, Bonn, schicken!

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Saskia Lorenz
 

 

 

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