Kein Kuschelkurs, kein Beißreflex.

Weitblick Artikel

Kein Kuschelkurs, kein Beißreflex.

Vom kritischen Dialog mit der Wirtschaft

 

Konfrontation oder Kooperation - in diesem Spannungsfeld steht die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen und "Globalisierungskritiker/innen". Für das Aufdecken von Missständen und das Aufzeigen von Problemen eignet sich die Konfrontation gut. Die Arbeit von Germanwatch geht aber weiter und ist auch von der Erfahrung geprägt, dass der notwendige öffentliche Protest nicht wie ein Blitz in die Feder des Gesetzgebers fährt und ihr eine neue Richtung gibt. Gegen den geschlossenen Widerstand der Wirtschaft lassen sich in modernen Industriestaaten in aller Regel nur Fortschritte im Kleinstformat durchsetzen. Germanwatch fragt deshalb nach dem Protest weiter: Welche Unternehmen oder Gewerkschaften könnten ein Interesse daran haben, sich für den gewünschten sozialen und ökologischen Fortschritt einzusetzen? Welche politischen Rahmensetzungen würden es einer wachsenden Zahl von Unternehmen oder anderen gesellschaftlichen Gruppen erlauben, eine konstruktive Rolle zu spielen?

Weil wir wissen, dass dies die Erfolgsaussichten erheblich steigert, suchen wir nach strategischen Allianzen. Beispiel Klimaschutz: Wir haben erlebt, wie - in engem Dialog mit Germanwatch - Unternehmerinitiativen wie e5 oder e-mission 55 bzw. die Finanzinitiative der UNEP und sogar einzelne Ölkonzerne (vor allem BP) mit mutigem Engagement konstruktiv die Verhandlungen für das Kyoto-Protokoll vorangetrieben haben. Und das gegen den erbitterten Widerstand anderer Unternehmen, wobei Exxon eine führende Stelle als Bremser eingenommen hat. Derzeit sind wir in einem intensiven Dialog mit institutionellen Investoren. Unsere Hauptfrage: Wie können Finanzunternehmen zu relevanten Akteuren werden, die den Wandel hin zum solaren Zeitalter beschleunigen? Wir haben durch den Dialog mit konstruktiven Partnern aus der Wirtschaft viel gelernt. Eine fundamentale Einsicht trennt unseren Ansatz allerdings von vielen fruchtlosen Dialogveranstaltungen zwischen Wirtschaft und Zivilgesellschaft: Ernsthafte Ergebnisse sind nur zu erwarten, wenn es bei der zu lösenden Frage eine Schnittmenge zwischen den Interessen des Unternehmens und unseren politischen Zielen gibt. Wenn das nicht vor dem Dialog sauber analysiert oder spätestens im Dialog herausgearbeitet wird, sind die Gespräche meist verlorene Zeit. Doch dafür sind die Herausforderungen, die vor uns liegen, zu groß.

Christoph Bals / Dustin Neuneyer / Heike Ifland
 
 

 

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