"Wir tragen nicht zur Überproduktion bei"

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"Wir tragen nicht zur Überproduktion bei"

Interview mit Adolf Dietsche, Milchbauer im Schwarzwald

 

Herr Dietsche, welche Subventionen brauchen Sie für Ihren Betrieb?

Ich habe mich bewusst dafür entschieden, in den steilen Hängen um meinen Hof extensive Landwirtschaft zu betreiben. Unsere kleinen, leichten Hinterwälder-Rinder sind an die natürlichen Bedingungen hier angepasst, belasten den Boden nicht und produzieren pro Kuh nur viereinhalbtausend Kilo Milch im Jahr. Damit tragen wir in keinster Weise zur Überproduktion bei. Dafür ist unser Einkommen gering, und ohne Subventionen könnten wir nicht überleben.

Die Entwicklungsländer kritisieren die Agrarsubventionen der EU. Es handele sich um Wettbewerbsverzerrung auf Kosten der Bauern in ihren Ländern. Was meinen Sie?

Für Betriebe im Flachland mit allen Subventionsmöglichkeiten trifft das zu. Ich kann die Interessen der Entwicklungsländer oder der neuen EU-Länder verstehen. Jedes Volk und jedes Land will ja existieren und leben können. Aber wenn wir hier in 1000 Metern Höhe keine Subventionen bekämen, müssten wir Kraftfutter einsetzen, um die Produktion zu erhöhen. Das wäre auch nicht im Interesse der Entwicklungsländer. Andere Betriebe produzieren auch hier in unserer Höhenlage Tiere, die 8000 bis 10.000 Kilo Milch im Jahr geben - das kann ich in keinster Weise vertreten. Das trägt zur Bodenerosion an den Hängen bei.

Ist es denn notwendig, in dieser Höhe noch Landwirtschaft zu betreiben?

Wir Bauern haben hier ja auch eine Verpflichtung, die Landschaft zu pflegen. In den 70er und 80er Jahren haben hier viele ihre Betriebe aufgegeben. Wenn noch mehr Höfe zumachen würden, dann würde auf den Wiesen schnell Gestrüpp und Wald nachwachsen. Das wäre nicht mehr ansehnlich, und über kurz oder lang wäre auch der Tourismus hier gestorben. Da hängt eben sehr viel dran, das eine geht nicht ohne das andere.

Das Interview führte Ralf Willinger
 

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