"Der Mensch heizt das Klima auf"

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"Der Mensch heizt das Klima auf"

Interview mit dem Klimawissenschaftler Prof. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)

 

Stefan Rahmsdorf

Herr Professor Rahmstorf, bei den UN-Klimaverhandlungen in Bonn im Juni haben zahlreiche Staaten darauf hingewiesen, dass sich die Wetter- und Wassersituation zuhause stark verändert. Ein Großteil der Bevölkerung müsse sich entweder massiv an die neuen Klimabedingungen anpassen oder sterben, meinte beispielsweise der Vertreter aus Botswana. Haben wir mehr von diesen Veränderungen zu erwarten? 

Ich war nicht dabei und kann daher nicht beurteilen, welche regionalen Veränderungen hier konkret gemeint waren. Generell kann man aber sagen, dass wir bislang nur die ersten, noch schwachen Vorboten des Klimawandels beobachten. Die globale Mitteltemperatur hat sich in den letzten hundert Jahren ja nur um 0,7 Grad Celsius erwärmt. In diesem Jahrhundert müssen wir mit einem Vielfachen davon rechnen - im günstigsten Fall mit dem Doppelten, schlimmstenfalls sogar mit dem Zehnfachen. Leider muss man daher davon ausgehen, dass auch die Folgen um ein Vielfaches schlimmer sein werden, als das, was in vielen Gegenden heute schon Probleme bereitet. 

Ende April wurde eine NASA geführte Studie veröffentlicht, die beansprucht, den "rauchenden Colt" zu präsentieren: den endgültigen Beweis, dass der Mensch maßgeblich das globale Klima aufheizt. Kann man damit jedem, der noch das Gegenteil behauptet, sagen, dass seine Ansicht im strengen Sinne falsifiziert ist? 

Die neue Studie bestätigt, dass wir die Wärmebilanz unseres Planeten gut verstehen und in den Modellrechnungen richtig erfassen. Durch den zunehmenden Treibhauseffekt gibt es ein Ungleichgewicht: Der Planet nimmt derzeit mehr Wärme auf, als er wieder abstrahlt, und zwar 0,85 Watt pro Quadratmeter. Diese Wärme wird im Ozean gespeichert - dies wurde durch Tausende von Messungen im globalen Ozean bestätigt. Das ist nicht der endgültige Beweis für den menschlichen Einfluss auf das Klima, aber doch ein weiterer wichtiger Beleg. 

Übrigens konnten Schweizer Forscher kürzlich die zunehmende langwellige Strahlung durch den Treibhauseffekt direkt messen - dies wurde in den Medien wenig beachtet, ist aber ein ebenso wichtiger Beleg. 

Gibt es denn noch ernstzunehmende Klimaforscher, die bestreiten, dass der Mensch einen wesentlichen Anteil am Klimawandel hat? 

Ich kenne zumindest keinen. Aber wichtiger als Personen sind die wissenschaftlichen Argumente. Hier kenne ich keines, das gegen den menschlichen Einfluss spricht. Wir verstehen die Physik des Treibhauseffektes gut und die Messdaten entsprechen genau den Erwartungen. Und es gibt auch keine halbwegs plausible andere Erklärung für die Erwärmung. An der Sonne kann es nicht liegen - deren Strahlung nimmt seit 60 Jahren nicht zu. 

Das Interview führte Christoph Bals

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