"Milch ist ihre Stärke"

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"Milch ist ihre Stärke"

Sambias Bauern fordern den Schutz des mühsam aufgebauten Milchsektors

 

"Milch macht müde Männer munter";  "Milch ist ihre Stärke - sie sind schön"; "Milch ist ihre Stärke - sie sind intelligent"… Die Europäische Union wirbt in Deutschland in Kooperation mit dem Marketingorgan der deutschen Landwirtschaft, der Centralen Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA), auf Riesenplakaten mit gut aussehenden Menschen für den Konsum von Milch.

In Deutschland werden jährlich 28 Milliarden Liter Kuhmilch produziert. Milch landet in großer Menge auf dem Weltmarkt, und für Milchpulver, Käse und Butter erwartet das Ministerium für Verbraucherschutz und Landwirtschaft sogar eine Ausweitung des Exports in den nächsten Jahren. Bisher regelt eine Milchquote, dass nicht noch mehr Milch produziert wird. Die EU-Kommission hat Pläne, diese bis 2015 abzuschaffen. Dann wird die Milchmenge in der EU steigen, und der Weltmarktpreis für Milch könnte nach unten gehen. Die europäischen Molkereien hoffen daher, stärker auf dem Weltmarkt agieren zu können. Milch wird tatsächlich immer beliebter. Selbst in China, wo bisher kaum Milch getrunken wurde, ist der Konsum gestiegen, nicht zuletzt ebenfalls aufgrund der massiven Werbung.

Die europäischen Molkereien wollen aber ihre Produkte nicht nur dorthin exportieren, wo kaum Milch produziert wird, sondern auch in Länder, in denen sich der Milchsektor gerade im Aufbau befindet und der Besitz einiger Kühe den täglichen Maisbrei sichert. Zum Beispiel nach Sambia: Schon jetzt kostet dort das importierte Milchpulver aus Europa und Südafrika genauso viel wie die eigene Milch. Dadurch erhöht sich die Schwierigkeit für die Kleinbauern, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Wenn sich im Rahmen der EPAs die Märkte weiter öffnen und die Zölle fallen, ist die Existenz der Milchbetriebe extrem gefährdet. "Wir werden dann unsere Kooperative schließen müssen. Beschäftigung, Einkommen und Ernährungssicherung gehen zurück, und wir werden wieder arm sein", so John Mwemba, Vorsitzender der Magoye Kleinbauernkooperative in Sambia.

Milchbauern vor der Sammelstelle

 

 

 

 

 


Vor der Sammelstelle der Kooperative stehen die Bauern am Vormittag Schlange, um die frische Milch abzuliefern.

Foto: Ulrich Döring

Milch ist erst seit wenigen Jahren eine Einkommensquelle in Sambia. Eigentlich wurden Kühe dort ihres Fleisches wegen gezüchtet, und Milch gab es fast nur für die Kälber. Auch dank europäischer und US-amerikanischer Entwicklungshilfe konnten in Sambia kürzlich 300 Landwirte eine Kooperative gründen, die nun Milch an den südafrikanischen, früher italienischen Konzern Parmalat liefern. Dieser garantiert die regelmäßige Abnahme der Milch, verbietet der Kooperative im Gegenzug aber die Produktion von Käse und Butter. "Mit Kühen gelingt es dennoch, jeden Monat Geld für Essen, Schule und Medizin zu erwirtschaften. Eine Maisernte hingegen lässt sich nur einmal im Jahr verkaufen", so Mwemba.

Die Milchbauern fordern den Schutz ihres so mühsam aufgebauten Milchsektors. "Mein Leben und das meiner Familie sind in Gefahr. Milch ist unsere einzige Einkommensquelle. Die Regierung sollte uns vor Importen schützen", fordert Namakobo, ebenfalls Mitglied der Magoye Kooperative.

Kerstin Lanje

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