Aufbruch für eine internationale Energiewende?

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Aufbruch für eine internationale Energiewende?

Im Januar 2009 wird in Bonn die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) gegründet

 

Die Energieprobleme der Welt und damit die Entwicklungsdefizite vieler Regionen können mit den herkömmlichen Energiequellen nicht gelöst werden. Ohne einen weltweit raschen und rapiden Ausbau der Erneuerbaren Energien in Verbindung mit Quantensprüngen in der effizienten Nutzung von Energie ist jeder Versuch, einen katastrophalen Klimawandel abzuwenden, zum Scheitern verurteilt. Alle Erfahrungen zeigen, dass langfristige, eindeutige und gesetzlich verbindliche Rahmenbedingungen, die wirtschaftliche Anreize setzen, der notwendige Motor zum Antreiben der Energiewende sind. Nicht zuletzt Deutschland ist ein Beispiel hierfür. Doch schaut man sich in der internationalen Politik um, gibt es bisher keine internationale Organisation, die diese Wende vorantreiben könnte. Die Weltbank investiert nach wie vor deutlich mehr in fossile als in Erneuerbare Energien. Die Internationale Energieagentur (IEA) ist ein reiner Zusammenschluss der Industrieländer und hat sich gleichsam mit dem Wachstum der fossilen Energien entwickelt, auch wenn sie in jüngster Zeit den Erneuerbaren Energien ein größeres Gewicht einräumt. Daher ist es sehr zu begrüßen, dass die Gründung einer Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) nach jahrelangen Vorbereitungen, maßgeblich vorangetrieben durch Eurosolar, nun ansteht. Am 26. Januar 2009 wird IRENA in Bonn gegründet. Die Stadt am Rhein ist auch einer der Kandidaten für den dauerhaften Sitz.

IRENA kann ein Schlüsselinstrument werden, um international die Einführung geeigneter politischer Rahmenbedingungen voranzubringen, in notwendigerweise deutlich höherem Tempo als bisher. Sie wird zumindest in der Anfangszeit eine Koalition der Willigen sein - ein Zusammenschluss von Staaten, die verstanden haben, welche Chancen in einem entschlossenen Ausbau der Erneuerbaren Energien liegen. Es ist daher auch sinnvoll, dass die Organisation nicht als UN-Institution gegründet wird, in der die üblichen Verdächtigen eine Bremserrolle einnehmen könnten. Die Mitglieder werden sich auf Augenhöhe begegnen. Damit werden nicht, wie es beispielsweise in der Weltbank der Fall ist, diejenigen, die am meisten zahlen, auch am meisten zu sagen haben. Bezüglich der entwicklungspolitischen Ziele einer Energierevolution geht es um die Verringerung der Energiearmut in ländlichen Räumen wie auch um die zielgerichtete Integration in städtische Energiesysteme. Auch die Technologiekooperation zwischen verschiedenen Ländern ist ein zentraler Bereich.

Schließlich kann IRENA auch positive Dynamik in die klimapolitische Debatte bringen. Dänemark, neben Deutschland und Spanien einer der Hauptmotoren hinter IRENA, wird bei der Klimakonferenz in Posen eine hochkarätige Veranstaltung zur Vorstellung der IRENA-Initiative organisieren. Indien, das als einziges Land weltweit ein eigenes Ministerium für Erneuerbare Energien eingerichtet hat, wird vermutlich ebenfalls zu den Gründungsstaaten zählen. Es ist zu hoffen, dass eine neue Institution wie IRENA den notwendigen politischen Aufbruchsgeist, der für die Energierevolution benötigt wird, besser erzeugen kann als existierende Organisationen. Falls diese Organisationen dies als Start für einen Wettlauf sehen, in dem auch sie die Nase vorne haben wollen, kann das nur von Vorteil sein.

Sven Harmeling

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