Sichere Versorgung mit fossilen Energien wird in fast allen Staaten als Grundlage für Wohlstand und Wachstum betrachtet. Die Sicherung des Zugangs zu Öl und Gas sowie dem damit zu verdienenden Geld stellt eines der Hauptmotive für zahlreiche Kriege dar. Zugleich verursacht das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas den menschgemachten Klimawandel.

Bis zum Beginn der jüngsten Wirtschaftskrise stiegen die Öl-, Gas- und - in etwas geringerem Maße - Kohlepreise rapide an. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass sie erneut steigen, sobald die Weltwirtschaft wieder wächst. Es wurden in den letzten Jahren weltweit so viele Kohle-Kraftwerke gebaut wie nie zuvor. Kanada steigt massiv in die extrem klimaschädliche Nutzung von Ölsänden ein. Erstmals seit hundert Jahren nahm weltweit der CO2-Ausstoß auch pro Wirtschaftseinheit zu. Wenn das so weiter geht, steht uns bis Ende des Jahrhunderts ein Temperaturanstieg von fünf bis sechs Grad bevor.

Wird es in den nächsten Monaten gelingen, eine dritte Industrielle Revolution hin zur CO2-armen Zukunft anzustoßen, die zugleich Energie- und Klimasicherheit fördert? Energieeffizienz und Erneuerbare Energien dienen beiden Zielen - der Reduktion von Treibhausgasen sowie dem Vermindern der Energieabhängigkeit. Für Europas Stromversorgung wäre es möglich, bis Mitte des Jahrhunderts völlig auf Erneuerbare Energien umzusteigen. Dazu bedarf es der Kombination des massiven Ausbaus dezentraler Erneuerbarer Energien und des Laststrommanagements durch ein intelligentes Netz. Darüber hinaus spielt der Import von Strom aus Solarthermie und Wind (Nordafrika), von Offshore-Wind (Nordeuropa) und Biomasse (Osteuropa) eine bedeutende Rolle.

So wie die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit (KSZE) historisch die Grundlage für eine Entspannungspolitik gelegt hat, müssten jetzt zwischen verschiedenen Akteuren und Regionen die Fragen der Energie- und Klimasicherheit grundlegend verhandelt werden. Die UN-Klimaverhandlungen setzen - hoffentlich - einen wichtigen Rahmen für eine solche Konferenz für Energie- und Klima-Sicherheit.

Rixa Schwarz