Das erste konfliktfreie iPhone von Apple – die Geschichte einer Falschmeldung
Das erste konfliktfreie iPhone von Apple – die Geschichte einer Falschmeldung
Screenshot der Website mit dem falschen iPhone 4CF
Im November hat The Yes Men auf einer gefälschten Apple-Website ein aktualisiertes “iPhone CF” beworben. Was war das Ziel dieser Aktion?
KM: Mit der Website, auf der ein gefälschtes “iPhone CF” (CF für Conflict Free) angepriesen wurde, wollte die Aktivistengruppe The Yes Men auf die katastrophale Situation im Kongo aufmerksam machen. Dort kamen inzwischen fast sechs Millionen Menschen zu Tode wegen eines Ressourcenkrieges, bei dem es um Mineralien aus dem Kongo für unsere Automobil-, Raumfahrt-, Militär- und Elektronikindustrie geht. Die Idee war, über diese Website nicht nur ein konfliktfreies Produkt anzubieten, sondern auch dazu aufzurufen, dass Unternehmen und Regierungen eine größere Verantwortung im Kongo übernehmen müssen.
Was geschah dann und wie reagierte Apple?
KM: Als die Website veröffentlicht wurde, verteilten wir in der Nähe eines Apple-Ladens falsche Flyer. Apple-Kunden wurden dazu ermuntert, sich ein iPhone-Upgrade zu holen. The Yes Men Unterstützer und Kunden, die die Werbung für echt hielten, gingen zum Laden und verlangten ein freies Upgrade zu einem iPhone 4 Conflict Free. Doch Apple hatte den Betrug schon entdeckt, so dass sie bereits von Polizeibeamten begrüßt wurden, als sie dort ankamen. Die Erfahrung im Laden war faszinierend: Apple hatte seine Angestellten über die Aktion zwar informiert, aber es war für die Verkäufer unmöglich herauszufinden, wer die echten Kunden und wer The Yes Men Unterstützer waren. Apple ist ein bekanntes Elektronikunternehmen und hat das Image, verantwortungsvoll zu handeln. Aber offenbar fanden sie es nicht amüsant, dass ihr Name für eine Sensibilisierungsaktion zum Konflikt im Kongo benutzt wurde. Schon nach zwei Tagen kam eine Unterlassungsanordnung und applecf.com musste vom Netz gehen.
War die Aktion erfolgreich?
KM: Die Aktion war erfolgreich, weil sie den Menschen die verschiedenen Ebenen der Verantwortlichkeiten im Konflikt im Kongo bewusst macht. Das bezieht sich auf Elektronikfirmen genauso wie auf Minenbetreiber und nicht zuletzt auch auf die US-Außenpolitik, die alle Hindernisse für den Frieden in der Region sind. Wir hoffen, dass The Yes Men weiterhin Bewusstsein schaffen für dieses Anliegen, das uns alle betrifft. Die Rohstoffindustrie hat jahrzehntelang ohne jegliche Rechenschaftspflicht gehandelt.
Was sind die Schritte hin zu einem konfliktfreien iPhone?
KM: Letztendlich ist die Beendigung des Konflikts im Kongo ein Schritt zu einem konfliktfreien iPhone. Als globale Gemeinschaft können wir dabei eine konstruktive Rolle spielen, indem wir zum Beispiel mutige Kongolesen und Gruppen vor Ort unterstützen, die sich für die Beendigung des Konflikts einsetzen und somit einen nachhaltigen Wandel bewirken. Wir können unsere Politiker davon überzeugen, dass sie Druck auf die Nachbarstaaten des Kongos ausüben, die das Land durch Invasionen, Unterstützung bewaffneter Gruppen und Ausbeutung von Mineralien destabilisiert haben. Wir sollten außerdem Druck ausüben auf die am Rohstoffabbau beteiligten Unternehmen.
Wie wird man ein Yes Men?
MB: Jeder sollte das machen, was er gerne oder gut macht, um Veränderungen anzustoßen. Unsere Strategie ist weder die Beste noch Einzige. Dennoch: Erfahrungsgemäß funktionieren unsere Methoden immer, wenn ein Anliegen öffentlich wahrgenommen werden soll. Was wir tun ist keine Hexerei – jeder, der dieses Interview liest, ist in der Lage, ein paar Menschen zusammen zu trommeln, um medienwirksame Aktionen wie unsere durchzuführen. Es beginnt ganz einfach damit, sich mit Freunden zum Brainstorming über eine Idee zu treffen und sie dann auch umzusetzen. Auf unserer Website bieten wir detaillierte Beschreibungen fast aller Aktionen. Jeder kann nachvollziehen, welche Techniken wir benutzt haben. Wer mehr Anleitung braucht, kann unser Trainingsprogramm “The Yes Lab” buchen, um gemeinsam einen Aktionsplan zu entwickeln.
Interview: Johanna Kusch,
Übersetzung: Daniela Baum