„Ohne Initiativen wie makeITfair hätte ich den Film nicht verwirklichen können“

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„Ohne Initiativen wie makeITfair hätte ich den Film nicht verwirklichen können“

Interview mit Frank Piasecki Poulsen, dem dänischen Regisseur von „Blutige Handys“
Foto: Frank Piasecki Poulsen

Frank Piasecki Poulsen

Wie hat Nokia auf den Film reagiert?

Nokia versuchte zunächst, meine Schilderungen als übertrieben darzustellen. Nokia sei ein offener Konzern und würde sich solchen Themen gegenüber nicht verschließen. Ich hatte aber meine vergeblichen Anrufe über ein Jahr lang aufgezeichnet, so dass dieser Versuch von Nokia nicht überzeugte. Auf der Pressevorstellung des Films fragten die Journalisten den Vertreter von Nokia, warum sie nicht zugeben würden, dass es ein Problem mit Konfliktmineralien in der Branche gebe. Die stets wiederkehrende und einzige Antwort war: Wir tun, was wir können.

Wenn Sie an die Filmarbeit zurückdenken, wovor hatten Sie am meisten Angst?

Kongo ist ein hartes Pflaster und Menschen scheinen mehr Angst vor einer Kamera als vor einem Gewehr zu haben. Natürlich war es aufwühlend, die Kinder in den Bergwerken zu sehen und sich in eine Gegend zu begeben, wo UN-Beamte sagen: Betreten auf eigene Gefahr. Aber vor der Tür der Nokia-Repräsentanz war ich, ironischerweise, noch nervöser. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete ich bereits zwei Jahre an dem Film – ohne eine Antwort von Nokia könnte ich ihn nicht beenden.

Wie kann die Situation in den Minen verbessert werden?

Alle sagen, die Korruption der Regierungen in den Rohstoffländern sei maßgeblich. Aber für mich ist die entscheidende Frage: Wer ist bereit, für das Funktionieren des Systems zu zahlen? Wer braucht die Rohstoffe? Wir sind mindestens mitverantwortlich. Als einzelne Person kann man das Thema bei Freunden bekannt machen, in den Handyläden nachfragen, die Politiker in die Pflicht nehmen und letztlich eine Initiative wie Eure, makeITfair, unterstützen. Ohne die ich den Film im Übrigen nicht hätte verwirklichen können.

Interview und Übersetzung: Johanna Kusch

 

Foto aus dem Film "Blood in the Mobile"FILM: Blutige Handys
Dokumentarfilm über die dunkle Seite der Handys

Einem glänzenden Handy sieht niemand an, was alles in ihm steckt: Illegal abgebaute Metalle mitunter, die im Osten des Kongos Grund für schwelende Konflikte und Menschenrechtsverstöße sind. Der dänische Regisseur Frank Poulsen, langjähriger Besitzer eines Nokia-Handys, will der Herkunft der Bestandteile seines Mobiltelefons auf den Grund gehen und reist selbst in den Kongo. Dort stößt er auf von bewaffneten Gruppen kontrollierte illegale Minen und Kinder, die tagelang mit bloßen Händen nach den Mineralien für unsere Handys graben. Poulsen versucht nach seiner Rückkehr, von Nokia eine Bestätigung zu bekommen, dass der weltweit größte Hersteller von Mobiltelefonen keine Konfliktmineralien verwendet. Doch diese Garantie bleibt der Konzern ihm schuldig.

„Blutige Handys“ wurde im Rahmen der Berlinale am 14. Februar 2011 mit dem renommierten „CINEMA FOR PEACE Award for Justice“ ausgezeichnet.

Nächster Sendetermin:
WDR. Planet Schule
28. Februar 2011 um 7.20 Uhr

Koncern TV- and Filmproduction (Dänemark), in Koproduktion mit Gebrüder Beetz Filmproduktion (Deutschland) und Chili Film (Dänemark).