Den Minenarbeitern eine Stimme geben
Den Minenarbeitern eine Stimme geben
Die makeITfair-Studie „Voices from the inside“ untersucht die Ansichten von lokalen Nichtregierungsorganisationen (NRO) im Osten der Demokratischen Republik (DR) Kongo zu Reformen bei der Rohstoffgewinnung aus Konfliktminen. Ergebnis ist, dass sie viel stärker in die aktuell diskutierten Lösungsstrategien einbezogen werden müssen.
Trotz des Friedensabkommens im Jahr 2003 leben die Menschen im Ost-Kongo in steter Angst vor Übergriffen von Rebellengruppen und der Armee. Die Rohstoffnachfrage der Elektronikbranche trägt zu den bewaffneten Konflikten bei. Der Abbau und Verkauf von Zinn, Koltan, Wolframit und Gold ist ein lukratives Geschäft. Wer hier die Kontrolle hat, macht das Geld. Seit 2007 arbeitet makeITfair daran, die Elektronikproduzenten von einer nachhaltigen und fairen Rohstoffgewinnung zu überzeugen. Inzwischen haben diese das Thema aufgegriffen und engagieren sich in einer Reihe von Initiativen, die das konfliktfördernde Potenzial des Rohstoffhandels aufbrechen wollen.
Die aktuelle Studie stellt Initiativen von Unternehmen, internationalen NROs und staatlichen Akteuren vor. Sie setzen an bei der Risikovermeidung für Unternehmen, verbesserter Rückverfolgbarkeit der Mineralien, Zertifizierung von Handelswegen oder Stärkung der kongolesischen Regierung, etwa indem legale staatliche Umschlagplätze für Mineralien geschaffen werden. Auch Boykotte der Konfliktmineralien durch Unternehmen oder Importverbote von Regierungen werden diskutiert.
Die Studie zeigt, dass die kongolesische Zivilgesellschaft diese Initiativen begrüßt, aber eine stärkere Einbeziehung in die Prozesse fordert. Wichtig ist ihnen, dass die schwerwiegenden sozialen Begleiterscheinungen berücksichtigt werden, etwa sexuelle Gewalt, Zwangsarbeit und Landraub. Die beteiligten Behörden und ihre Mitarbeiter müssen gestärkt werden: Noch fehle es an Expertise, Ausstattung, Autorität und Integrität, um eine positive Rolle in der Reformierung des Minenwesens zu spielen. Ein Embargo von Mineralien aus dem Osten der DR Kongo lehnen die meisten von ihnen jedoch ab. Ein langfristiger Boykott von Rohstoffen aus dem Kongo dürfe nicht das Ziel sein, denn viele Familien leben von deren Verkauf. Einfach kein Koltan oder Zinn mehr aus dem Kongo zu fördern, ist also für sie nicht die beste Lösung.
Johanna Kusch