Klimaschleudern auf Steuerkosten
Klimaschleudern auf Steuerkosten
Firmenwagen machen mittlerweile über die Hälfte der Neuzulassungen aus, bei Oberklasse- und Geländewagen sind es sogar über 70 Prozent. Im Gegensatz zum Privatkauf sind bei der betrieblichen Nutzung von Firmenwagen alle Kosten (Anschaffungs- und Betriebskosten) steuerlich absetzbar. Diese Steuerprivilegien haben sozial und ökologisch erhebliche unerwünschte Konsequenzen. Eine grundlegende Reform ist deshalb ökologisch wichtig. Damit würde eines der größten Einsparpotenziale für CO2 im Verkehrssektor in Deutschland erschlossen. Die bisherige Regelung ist zudem sozial ungerecht („privater Luxus auf Kosten der Steuerzahler“), und sie blockiert Innovationen im Automobilsektor.
Angesichts dieses Sachverhaltes hat die Klima-Allianz sich entschieden, die Reform der Dienst- und Firmenwagenbesteuerung zum Kampagnenthema des Jahres im Bereich Mobilität zu wählen. Durch eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Reform könnten die Steuereinnahmen um 2,9 bis 4,6 Milliarden Euro im Jahr steigen.
Einerseits geht es um die steuerliche Absetzbarkeit der Anschaffungs- und Kraftstoffkosten, welche sich künftig an der Klimawirkung der Firmenwagen orientieren sollte. Wer ein vergleichsweise schadstoffärmeres Fahrzeug mit niedrigen Emissionswerten erwirbt, könnte weiterhin alle Kosten voll absetzen. Bei klimaschädlicheren Fahrzeugen sollte künftig nur ein Teil der Anschaffungs- und Treibstoffkosten steuerlich geltend gemacht werden können. Für Fahrzeuge mit sehr geringen CO2-Emissionen kann eine Absetzbarkeit von über 100 Prozent der tatsächlichen Kosten und damit eine steuerliche Förderung erfolgen, womit Firmenwagen mit niedrigen Verbrauchswerten gefördert werden.
Zusätzlich sollte die steuerliche Bewertung des geldwerten Vorteils bei privater Nutzung stärker auf der Klimabelastung und dem tatsächlichen Nutzen des Fahrzeugs basieren. Möglich wären hier eine Differenzierung der Besteuerung des geldwerten Vorteils abhängig von den CO2-Emissionen und/oder die Kopplung an die private Fahrleistung. Erfahrungen aus Großbritannien zeigen bereits, dass eine umweltorientierte Besteuerung von Firmenwagen zeitnah Erfolge für den Klimaschutz erzielen kann.
Doch die Reform soll auch einen Verkehrsträgerwechsel anstoßen. Eine bessere Absetzbarkeit der BahnCard 100 und auch von
Streckenzeitkarten durch die Reform würde einen Anreiz geben, mehr mit dem Zug zu fahren oder gar ganz aufs Auto zu verzichten.
Manfred Treber