Sri Lanka
Sri Lanka
Herausforderung: Hitzewellen, Dürren, Starkregen
Lösungsansatz: Klimarisikoversicherungen für Kleinbäuer:innen
„Seit ich fünfzehn bin, arbeite ich in der Landwirtschaft“, sagt J. Niroshini Saman Kumari, eine 44-jährige Landwirtin aus Sri Lanka mit zwei Töchtern. „Vor ein paar Jahren habe ich acht Morgen Reis bewirtschaftet. In der Saison hatten wir große Verluste durch eine Elefantenherde, konnten aber trotzdem noch einen Teil der Ernte einbringen. Dann regnete es drei Tage am Stück und die gesamte eingebrachte Ernte wurde schwarz.“
Hitzewellen, Dürren oder jahreszeituntypischer Starkregen – als tropischer Inselstaat im Indischen Ozean ist Sri Lanka hochgradig vom Klimawandel betroffen. Wie Frau Kumari bestreiten viele Menschen im Land ihren Lebensunterhalt durch Landwirtschaft. Oft fehlen die Rücklagen, um sich von unerwarteten Verlusten zu erholen. Damit hängt der Lebensunterhalt von jeder erfolgreichen Ernte ab, mit deren Einkünften Kredite für den Kauf von Saatgut, Dünger, Schädlingsbekämpfungsmitteln oder Landmaschinen zurückgezahlt werden müssen. Ohne Ernte fehlt das Einkommen, um den Anbau in der nächsten Saison zu finanzieren.
„Weil ich meine Schulden nicht tilgen konnte, bin ich als Gastarbeiterin ins Ausland gegangen.“, erklärt Frau Kumari. Andere Landwirte verkaufen ihre Nutztiere, borgen von Nachbarn oder versuchen, ein zusätzliches Kleingewerbe zu betreiben. Um die Existenzgrundlagen der Kleinbäuer:innen zu festigen betreibt die sri-lankische Regierung seit den 1960er Jahren ein Programm, das sie gegen Wetterschäden an Anbaupflanzen wie Reis, Mais, Sojabohnen, Zwiebeln, Kartoffeln und Chili versichert. Kommt es nach einer Dürreperiode oder einem Starkregen zu Ernteausfällen, wird der Schaden durch Regierungsbeamte beurteilt und die Landwirt:innen erhalten eine entsprechende Entschädigung.
Der sri-lankische Think-Tank „SLYCAN Trust“ sucht den Austausch mit Kleinbäuer:innen, um sie unter anderem über Klimarisikoversicherungen zu informieren.
© Dennis Mombauer / SLYCAN Trust
Dieses Sicherheitsnetz stärkt die Widerstandskraft der Kleinbäuer:innen gegen den Klimawandel. Allerdings kennen sie sich oft nicht gut genug mit Klimarisikoversicherungen aus und stehen dem Angebot dementsprechend skeptisch gegenüber. Die Versicherungsprämien dafür wurden bis vor kurzem automatisch beim Düngemittelkauf eingezahlt, momentan trägt die Regierung sie aufgrund einer strukturellen Umstellung der Düngemittelverteilung aus dem öffentlichen Haushalt.
An dieser Stelle setzt der gemeinnützige Think-Tank „SLYCAN Trust“ an. Er ist auf nationaler Ebene und in Gemeinden vor Ort aktiv, um Aufklärungsarbeit zu leisten, die Probleme der Kleinbäuer:innen zu verstehen und Lücken in Politik und Versicherungswesen zu identifizieren, um dann Lösungsansätze und Strategien auszuarbeiten. Versicherungen können helfen, müssen aber Teil einer ganzheitlichen Strategie sein, die auch Aspekte wie bessere Anbaumethoden, widerstandsfähige Pflanzensorten, Wettervorhersagen oder natürliche Schädlingsbekämpfung beinhaltet.
Dennis Mombauer, SLYCAN Trust