Malawi
Malawi
Herausforderung: Wirbelstürme, Überschwemmungen, Dürren
Lösungsansatz: Klimarisikoversicherung durch die „Afrikanische Risikokapazität“
Als Zyklon Idai im März 2019 Malawi, Simbabwe und Mosambik heimsuchte, verursachte er weitreichende Überschwemmungen und massive Schäden. Über 700 000 Menschen in Malawi waren von dem Wirbelsturm betroffen. Darunter war auch die ältere Dame Gogo Juliana aus dem Bezirk Chiradzulu im Süden des Landes. Bei den Überschwemmungen verlor sie ihr kleines Haus, ihren Besitz, ihre Ernte – und fast ihr Leben.
Wie kann Malawi, eines der ärmsten Länder der Welt, seine Bevölkerung dabei unterstützen, Existenzen nach Unwetterkatstrophen wie Idai wiederaufzubauen? Um ihren Mitgliedsstaaten zu helfen, ihre Vorbereitung und Reaktion auf extreme Wetterereignisse und Naturkatastrophen auf nationaler Ebene zu verbessern, hat die Afrikanische Union im Jahr 2014 die Afrikanischen Risikokapazität (African Risk Capacity – ARC) gegründet. Zur ARC gehört auch ein sogenannter „Multi-Hazard-Index“. Der Index bildet ab, wie sich die Intensität/Häufigkeit von Klimaereignissen in bestimmten Regionen verändert und stellt dementsprechend Anpassungsinvestitionen zur Verfügung. Die Höhe dieser Auszahlungen wird alle fünf Jahre festgelegt. Die finanziellen Mittel, die dafür benötigt werden, stammen unter anderem aus einem Risikopool, in den alle Mitgliedsstaaten jährlich einzahlen.
Nur eine einzelne Mauer blieb nach dem Zyklon Idai von Gogo Julianas Haus übrig.
© Yamikani Mlangiza / CISONECC
Da die malawische Regierung 2019 allerdings nicht in den Risikopool eingezahlt hatte, konnte sie Menschen wie Gogo Juliana nicht helfen – und diese konnten sich auch nicht selbst versorgen. Noch neun Monate nach der Katastrophe war Gogo Juliana auf Wohltäter:innen angewiesen, um ihr Haus wiederaufzubauen und lebensnotwendige Dinge wie Lebensmittel, Kleidung und Medizin zu erhalten. Ihre Geschichte ist tragisch, aber nicht ungewöhnlich: Malawi hat allein in den letzten fünf Jahrzehnten 19 große Überschwemmungen und sieben schwere Dürren erlebt.
Aus diesem Grund ist die ARC so wichtig. Sie könnte der malawischen Regierung dabei helfen, die Widerstandsfähigkeit ihrer Bürger und Ökosysteme gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu stärken. Sollte am Ende des Fünfjahreszeitraums eine Auszahlung an Malawi erfolgen, könnte die Regierung in Frühwarnsysteme und Evakuierungsprotokolle investieren. Auf diese Weise wäre es möglich, die Bevölkerung an sichere Orte zu evakuieren, bevor die Katastrophe eintritt.
Außerdem könnte die Regierung klimafreundliche Landwirtschaft fördern, damit das Recht auf Nahrung trotz des Klimawandels gesichert ist. Darüber hinaus wäre es sinnvoll, dass Malawi in eine klimasichere Infrastruktur investiert, die das Ausmaß der Schäden begrenzt. All dies würde dazu beitragen, dass Gogo Juliana und andere Malawier besser vor den negativen Auswirkungen des Klimawandels geschützt sind.
Yamikani Mlangiza, CISONECC
Anm. d. Red.: Aus Sicht von Germanwatch verdeutlicht dieser Artikel, dass geprüft werden muss, wie die internationale Gemeinschaft ihre Unterstützung für die ARC so weiterentwickeln kann, dass die Beitrittshürde für arme Länder wie Malawi möglichst gering ist. Gleichzeitig sollte das Versicherungsdesign Anreize für eine risikovermindernde Anpassung an den Klimawandel setzen, um Schäden und Verluste möglichst zu vermeiden.
Klimarisikoversicherungen
Gut gestaltete und menschenrechtsbasierte Klimarisikoversicherungen können nach Extremwetterereignissen schnelle Hilfe für betroffene Menschen bieten und durch Anreizsysteme gleichzeitig zur Risikoreduktion beitragen. Um Menschen ohne regelmäßiges Einkommen abzusichern, muss die Versicherungsprämie allerdings subventioniert werden. Nach dem Verursacherprinzip wäre es am sinnvollsten, wenn dies etwa durch eine CO2-Abgabe finanziert würde. Klimarisikoversicherungen funktionieren außerdem nur als Teil einer umfassenden Klimarisikomanagementstrategie – sie leisten schnelle Hilfe, sollten aber so gestaltet sein, dass sie auch einen Anreiz zur Vorsorge setzen. Und sie decken in aller Regel nicht die gesamte Schadenssumme ab. Hier müssen zusätzliche Instrumente wie Fonds oder internationale Hilfszahlungen verwundbare Menschen langfristig unterstützen.