Auswirkungen des Klimawandels gefährden Millionen
Auswirkungen des Klimawandels gefährden Millionen
Ein zentrales Ziel der UN-Klimarahmenkonvention ist die Stabilisierung der Treibhausgase auf einem Niveau, das einen gefährlichen Eingriff des Menschen in das Klimasystem verhindert. Ein solches Niveau soll die Ökosysteme, die Ernährungssicherheit und eine nachhaltige ökonomische Entwicklung nicht gefährden. Aber ab wann aber wird ein Eingriff gefährlich und auf welcher Höhe müssen wir dementsprechend unseren Ausstoß an Treibhausgasen stabilisieren? Eine nicht gerade triviale Frage.
Erschreckend sind vor diesem Hintergrund die Ergebnisse einer Studie von IPCC-Autoren, herausgegeben durch das Jackson Environment Institute. Um die zahlreichen Auswirkungen des Klimawandels auf einen Nenner zu bringen, haben sie die Anzahl der in Zukunft gefährdeten Menschenleben berechnet. Sie zeigen auf, dass je nach Stabilisierungsniveau “nur” einige Millionen, einige zehn Millionen oder hunderte Millionen von Menschenleben riskiert werden. Je weiter die Zeit voranschreitet, desto mehr Menschen werden durch die Folgen des Klimawandels gefährdet.
Risikofaktoren
Die Risikofaktoren, die hinter einer solchen Bedrohung für den Menschen stehen, sind vor allem die Auswirkungen des Klimawandels auf den Meeresspiegelanstieg, die Ernährungssicherheit, auf die Gesundheit und Wasserverfügbarkeit sowie auf Wetterextreme. Die Warnungen sind eindeutig:
- Es wird ein Anstieg des mittleren Meeresspiegels bis 2100 um 9-88 cm projiziert. Liegt der Anstieg im oberen Bereich, wären hiervon nicht nur wertvolle Ökosysteme betroffen, sondern auch die Hälfte der Weltbevölkerung, die den Risiken wie Überflutung, Küstenerosion, Stürmen und Versalzung des Trinkwassers ausgesetzt würden.
- In ihrem Bericht zur Lage der Welternährungssicherheit warnt die FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) vor zunehmender Ernährungsunsicherheit durch den Klimawandel. Von Oktober 1999 bis Juni 2001 waren 22 Länder von Trockenheit betroffen, 17 erlitten Überflutungen und Hurrikane und 3 Länder erlebten außergewöhnlich kalte Winter. In den Tropen könnten nach neuesten Studien die Ernteerträge pro Grad Celsius um zehn Prozent sinken.
- Hitzewellen, Kältewellen, Flut- und Sturmereignisse gefährden direkt die Gesundheit des Menschen. Besonders auch indirekte Auswirkungen wie Wassermangel oder die Verbreitung von wärmebedingten Parasiten und Infektionskrankheiten, wie Malaria und Dengue Fieber, werden zunehmen. Vor allem die Tropen und Subtropen sind hiervon betroffen
- Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird die Häufigkeit und Intensität von extremen Wetterereignissen zunehmen. Bereits ein kleiner Anstieg der Temperatur kann hierfür genügen. Extreme Wetterereignisse wie Überflutungen, fehlende Bodenfeuchte, Stürme oder tropische Zyklone haben weitreichende Folgen für ganze Regionen.
Entwicklungsländer sind besonders betroffen
Obwohl sie bisher am wenigsten zur Verursachung des menschgemachten Treibhauseffektes beigetragen haben, sind Entwicklungsländer besonders von den Konsequenzen des globalen Klimawandels betroffen. Ursache hierfür ist vor allem die hohe Bedeutung der Landwirtschaft. Oftmals sind wenige landwirtschaftliche Produkte die wichtigsten Devisenbringer für den Staat. Der Großteil der Bevölkerung gründet seine Existenz auf Ackerbau und Viehzucht. Die Gründe für die hohe Anfälligkeit gegenüber den Klimaänderungen können unterschiedlich sein. Allen voran ist Armut der limitierende Faktor für notwendige Anpassungsmaßnahmen. Afrika bekommt dies besonders zu spüren.
Verschärft wird die Situation durch ein hohes Bevölkerungswachstum, welches den Druck auf die natürlichen Ressourcen erhöht. Bangladesch etwa hat mit 1000 Menschen pro Quadratkilometer einer der höchsten Bevölkerungsdichten der Welt, was ungefähr dem vierfachen Wert Deutschlands entspricht. Viele sind gezwungen, in flutgefährdeten Gebieten zu leben. Ab wann ein Gebiet jedoch flutgefährdet ist, hängt wiederum von den getroffenen Schutzmaßnahmen ab. Ohne diese wären in den Niederlanden z.B. ca. 4 Millionen statt 24.000 Menschen den Risiken einer Überflutung ausgesetzt.
Die extrem vom Meeresspiegelanstieg betroffenen kleinen Inselstaaten im Pazifik wollen nicht darauf warten, bis die Hauptverantwortlichen des Klimawandels endlich die dringende Handlungsnotwendigkeit einsehen. Tuvalus Premierminister Koloa Talake prüft nun die Möglichkeit, die Verursacher auf rechtlichen Wege zur Verantwortung zu ziehen.
Britta Horstmann