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Die Industrieländer müssen bei der Verringerung von Treibhausgasen mit gutem Beispiel voran gehen

 
Im letzten Jahr verkündete US Präsident George Bush, die USA werde das Kyoto-Protokoll nicht eher ratifizieren bis auch die Entwicklungsländer einen bedeutenden Anteil zum Klimaschutz beitragen würden. Statt dessen präsentierte die USA in diesem Jahr nun der Welt stolz ihre Selbstverpflichtungserklärung zum Klimaschutz: um 18 Prozent wolle sie pro Bruttosozialprodukt-Einheit ihre Treibhausgasemissionen bis 2010 reduzieren. Das ist Etikettenschwindel. Das Ziel liegt kaum über dem ohnehin stattfindenden Fortschritt durch technische Innovation. Denn die wirkliche Menge von Treibhausgasen dürfte um etwa weitere zwölf Prozent ansteigen. Damit läge sie um ein volles Drittel über dem für die USA vorgesehenen Kioto-Ziel. Die USA nehmen sich damit das Recht heraus, als reicher Staat mit hoher Wirtschaftsleistung auch mittelfristig weit mehr zu emittieren als ärmere Staaten.

Zur Zeit stoßen die USA etwa ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen aus, Tendenz steigend. Im Zeitraum von 1990 – 2000 sind die Emissionen der USA um 17 Prozent gestiegen, doppelt so stark wie im weltweiten Durchschnitt. Im Vergleich hierzu erscheint die Entwicklung in China, dem weltweit zweitgrößten Emittent, geradezu rosig. Seit 1996 ist es dort sogar gelungen, die Emissionen zu verringern. Der Anstieg zwischen 1990 und 2000 betrug damit nur noch fünf Prozent.

Wer wie die USA Klimaschutzforderungen an die Entwicklungsländer stellt, ohne in den Industriestaaten massiv Emissionen abzubauen, übersieht einiges. Die Industrieländer sind für 80 Prozent der CO2-Anreicherung in der Atmosphäre verantwortlich, 50 Prozent haben die USA zu diesen historischen Emissionen beigetragen. Während ein US-Amerikaner 20 Tonnen CO2 in die Luft stößt, sind es bei einem Chinesen ca. 2, bei einem Inder 1 Tonne. Ein Teil der Emissionen in Entwicklungsländern ist direkt mit dem Verbrauch in Industrieländern gekoppelt. Und: Während die reiche Bevölkerung den Großteil ihrer Emissionen für Luxusgüter in die Luft bläst, entweichen die Treibhausgase der Armen im alltäglichen Kampf um das Überleben.

Dies entledigt die Entwicklungsländer nicht von ihrer globalen Verantwortung. Auch hier müssen die Weichen für eine klimafreundliche Zukunft gestellt werden. Die gemeinsame Verantwortung ist aber eine differenzierte. Die EU macht mit der Ratifizierung genau das richtige: mit gutem Beispiel vorangehen. Fehlt nur noch, dass sie ähnlich konsequent ihre Verpflichtungen umsetzt.

Britta Horstmann
 

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