Klimawandel und Finanzmärkte
Klimawandel und Finanzmärkte
Der Klimawandel ist keine skeptische Prognose mehr - sondern bittere Realität“, so Bundeskanzler Gerhard Schröder auf dem UN-Gipfel in Johannesburg im September 2002.
Doch hat der Finanzsektor genug getan, um sich dieser Realität zu stellen, und welche Konzepte werden zur Zeit diskutiert? Wie bereitet sich der Finanzsektor auf kommende Regulierungen von Treibhausgasemissionen vor?
Kann der Finanzsektor einen eigenen Beitrag zur Abmilderung des Klimawandels leisten? Dies sind Fragen, denen GERMANWATCH in Kooperation mit dem Versicherer Gerling in einem Expertenworkshop am 28. November 2002 in Köln nachging.
Die Sommerflut in Tschechien, Österreich und Deutschland hat Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe verursacht, aus denen u.a. für die betroffenen Versicherer erhebliche Kosten entstanden. Unternehmen, die in Überflutungsgebieten angesiedelt oder tätig sind, haben dieses Risiko zu spüren bekommen.
Die steigende Anzahl der Starkwetterereignisse hätte die Alarmglocken schon früher klingen lassen müssen. Dies ist nur ein Beispiel, dass der Finanzsektor den direkten Auswirkungen des Klimawandels ausgesetzt ist. Aber auch die Risiken, die durch die Reaktion des Gesetzgebers auf den Klimawandel erfolgen (müssen), wie z.B. Einschränkungen bei Treibhausgasemissionen oder Vorschriften für Energieeffizienzstandards müssen bei Unternehmen Teil des Risikomanagement werden.
In Großbritannien haben Pensionsfonds und Forschungsinstitute an diesen Fragen gearbeitet. Institutionelle Investoren wollen im Rahmen des Carbon Disclosure Projektes wissen, wie groß die Treibhausgasemissionen der Unternehmen sind, in die sie investieren, um das regulative Kohlenstoffrisiko in den Preisen berücksichtigen zu können (www.cdproject.net).
Einzelaktionäre und institutionelle Investoren versuchen immer stärker über Engagement und Stimmrechtswahrnehmung aus vornehmlich Renditegründen, Unternehmen zu ökologischem Verhalten zu bringen.
Der Anteil der Stimmen, die auf der Hauptversammlung von Exxon (in D: Esso) für klimafreundlichere Unternehmenspolitik gestimmt haben, stieg von 8,9% in 2001 auf 20,3% in 2002. Trotz dieser Warnung zeigt Esso praktisch kein Engagement im Bereich Erneuerbare Energien und ist damit immer noch der „fossile Dinosaurier“ unter den Mineralölkonzernen.
Eine aktuelle Studie von Innovest zeigt, dass Unternehmen, die Risiken durch Klimawandel in den Preisen berücksichtigen sowie soziales und ökologisches Unternehmensmanagement betreiben, bei besserer Rendite einen Image- und Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren Konkurrenten haben (www.innovestgroup.com).
Konkret werden die Forderungen, in der Studie „Climate Change - A Risk Management Challenge for Institutional Investors“, die die britische Pensionskasse USS in Auftrag gegeben hat.
In einem 10-Punkte-Aktionsplan reichen die Empfehlungen von der Art des eigenen (Immobilien-) Besitzes über die Auswahl des Portfolios und verbesserte Managementfähigkeiten im Bezug auf Klimarisiken bis hin zu einer gemeinsamen Initiative der institutionellen Investoren proaktiv zur Verminderung des Klimawandels beizutragen.
Stefan Rostock