Export-Irrsinn stoppen

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Export-Irrsinn stoppen

 

Über die EU-Agrarsubventionen wird wieder heftig gestritten - nicht erst seit Tony Blair eine drastische Senkung gefordert hat. Mithilfe der Subventionen werden in der EU bergeweise Überschüsse produziert und zu Billigpreisen in alle Welt exportiert - Zucker, Milch, Geflügel, Getreide. Die Folgen sind absurd: In Ladenregalen in den ärmsten Ländern Afrikas oder Asiens stapeln sich billiges europäisches Milchpulver oder Zucker, obwohl im eigenen Land beste Bedingungen für Milchwirtschaft oder den Anbau von Zuckerrohr herrschen. Doch die einheimischen Bauern können mit den Dumpingpreisen der EU nicht mithalten und werden vom eigenen Markt verdrängt. Sie verarmen oder flüchten in die Städte, die ländlichen Gebiete bluten aus.

Zur Zeit besteht die große Chance, diesen Export-Irrsinn zu stoppen: Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU wird seit 2003 wieder reformiert. Doch bisher bleibt die EU stur auf Expansionskurs, die Agrarexporte sollen zunehmen, die Gewinne der Agrarindustrie steigen. Das Beispiel Milch zeigt dies deutlich. Die Preise sollen fallen, die produzierte Milchmenge wird über eine Quotenaufstockung noch erhöht. Und dies, obwohl die meisten europäischen Milchbauern schon heute nicht mehr wissen, wie sie mit den niedrigen Preisen wirtschaften sollen. Die Demonstrationen von Milchbauern vor Molkereien und Discountern haben dies deutlich gezeigt. Einzig rationalisierte Großbetriebe können diesem Preisdruck standhalten. Sie sind die Gewinner dieser Politik. Umweltgerechtes Wirtschaften und der Erhalt von Arbeitsplätzen bleiben auf der Strecke. Eine solche Agrarpolitik, die billige Überschüsse für den Export statt hochwertige Nahrungsmittel für den eigenen Markt fördert, schadet den europäischen Bauern ebenso wie ihren Kollegen in Entwicklungsländern. Ebenso wenig ist sie im Sinne der Verbraucher. Sie dient nicht den Interessen der Menschen, sondern den großen Agrarunternehmen.

Statt ihre verfehlte, exportorientierte Agrarpolitik fortzusetzen, muss die EU endlich umdenken und ihre Chance nutzen: In Zukunft sollte sie bäuerliche Produktionsweisen unterstützen, die sozial- und umweltverträglich sind. Sie soll Qualitätsprodukte für den europäischen Markt fördern statt billige Überschüsse für den Weltmarkt. Das wäre eine Agrarpolitik im Sinne der Menschen - im Norden wie im Süden.

Sarah Kahnert

 

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