"Wir brauchen faire Preise!"
"Wir brauchen faire Preise!"
Jochen Wack, 25 Jahre alt, ist diplomierter Agraringenieur und Milchbauer im Saarland. Gemeinsam mit seinen Eltern bewirtschaftet er einen 130 Hektar großen ökologischen Milchvieh- und Ackerbetrieb (Bioland) mit 55 Kühen, 25 Mutterschafen, 2 Schweinen und einem Hofladen. Seit kurzem ist er Anteilseigner einer Molkerei.
Herr Wack, wie beurteilen Sie die vorgesehene Reform zur EU-Milchmarktordnung?
Die Reform hat keine positiven Auswirkungen für uns Milchbauern. Die Preise bleiben nach wie vor katastrophal niedrig. Derzeit müssen wir die Ausgaben soweit wie möglich reduzieren. Der alte Traktor wird so lange gefahren, bis er auseinander fällt. Um unsere Milch besser vermarkten zu können, haben wir uns vor kurzem entschieden, eine Molkerei (GmbH) zu gründen. Bisher konnten wir keine Biopreise für unsere Milch bekommen. Mit der Molkerei wird sich das ändern, dann bekommen wir wenigstens 35 Cent statt 25 Cent pro Liter.
Was für agrarpolitische Maßnahmen würden ihre Lage verbessern?
Endlich faire Preise, das wären 50 Cent pro Liter Milch. Und ein verpflichtender Milchpreis, unter dem die Discounter und der Einzelhandel nicht verkaufen dürften.
Wie sehen Sie Bauern in Entwicklungsländern?
Sie sind arm dran und leiden ebenfalls unter den niedrigen Weltmarktpreisen, so wie die europäischen Bauern. Um faire Preise für Bauern zu unterstützen, kaufe ich fairgehandelten Kaffee. Besonders wichtig ist für alle Bauern, egal ob in Europa oder in Entwicklungsländern, dass ein wirksamer Außenschutz weiter erlaubt ist: Jedes Land muss seinen eigenen Agrarmarkt schützen können, beispielsweise mit Importzöllen.
Das Interview führte Sarah Kahnert