Weichen in Richtung Zukunft stellen
Weichen in Richtung Zukunft stellen
Eine indische Solaringenieurin überprüft eine solarbetriebene Straßenlaterne.
Foto: Abbie Trayler-Smith: DFID, CC BY-NC-ND 2.0 via flickr
Der Klimawandel ist in Indien längst kein fernes Zukunftsszenario mehr. Diesen Sommer zeigte das Thermometer in der Hauptstadt Neu-Delhi sengende 50 °C an. Die Wasservorräte der südindischen Metropole Chennai waren weitgehend erschöpft und auf dem Land leerten sich temporär ganze Dörfer, da ihre Einwohner der Wassernot während der Dürrezeit entflohen. Klimawandel, Ressourcenknappheit und -missmanagement, Bevölkerungswachstum und schlechte Regierungsführung erhöhen die Verletzlichkeit der Bevölkerung. Bei mehreren starken Wirbelstürmen, die auf Indiens Küsten trafen und die Evakuierungen von vielen Millionen Menschen erforderten, griffen die Schutzmaßnahmen allerdings erfreulicherweise hervorragend.
Der Subkontinent hat zwar einen sehr geringen Pro-Kopf-Ausstoß (weniger als ein Viertel von Deutschland), aber die Emissionen wachsen sehr schnell. Die Hälfte des globalen Emissionswachstums der letzten fünf Jahre fand hier statt. 2019 steigen die Emissionen deutlich langsamer, weniger Wirtschaftswachstum, mehr Erneuerbare Energien und wirtschaftliche Probleme der Kohle stecken dahinter. Um global das Paris-Ziel von deutlich unter 2 °C, besser noch 1,5 °C, globalen Temperarturanstiegs im Vergleich zu vorindustriellem Niveau in Reichweite zu halten, ist massiver Klimaschutz in Indien unbedingt erforderlich.
Die Regierung hat erneut das Solarziel von 100 auf 450 Gigawatt erhöht. Außerdem kündigten erste Bundesstaaten an, keine neuen Kohlekraftwerke mehr zu bauen. Das macht Hoffnung. Doch Indien benötigt neben der Energiewende mit zuverlässigen und smarten zentralen Netzen, dezentralen Erneuerbaren Energien und Energiespeichern auch einen Zuwachs an Energie, um den Bedarf seiner Bevölkerung zu decken.
Der Weg zu einer erfolgreichen Energiewende ist noch weit und aus eigener Kraft wird sie für Indien eine kaum zu bewältigende Aufgabe bleiben. Eine deutsch-indische Klimapartnerschaft könnte eine wichtige Rolle spielen, um Indien bei seinen Anstrengungen finanziell, mit Technologieentwicklung und durch Know-How zu unterstützen. Möglichkeiten für einzelne solcher Maßnahmen loteten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Premierminister Narendra Modi bereits bei ihrem Treffen in Neu-Delhi diesen November aus. Die angekündigte Kooperation zu grüner urbaner Mobilität – von Deutschland mit einer Milliarde Euro unterstützt – könnte ein Bereich des gemeinsamen Lernens sein. Nicht nur die Elektromobilität entwickelt sich jedenfalls derzeit in Indien schneller als bei uns.
Rixa Schwarz